lapalma14

La Palma 2014

    Nun schon zum dritten Jahr in Folge zog es mich zum Beobachten auf die Insel La Palma, mit dabei diesmal Dietmar und Ingo. Das astronomische Jahr in Deutschland hat sich erneut nicht durch sonderlich viele Beobachtungsnächte für Deep-Sky-Beobachtung ausgezeichnet und so wollte ich die üblicherweise guten Wetterbedingungenn auf der grünen Insel ausgiebig nutzen. Aber auch dort treten immer öfter Wetterkapriolen auf, doch dazu später mehr. Der Fokus sollte, wie im vergangenen Jahr auch, wieder auf der visuellen Deep-Sky-Beobachtung liegen. Dafür wurde diesmal mein 8"-Reisedobson und der 10,5x70 Feldstecher samt Bino-Mount ausgewählt. Vorort lagerte bereits der 18"-Dobson von Dietmar, der uns sogar schon aufgebaut erwartete, da Horia bereits in der Vorwoche auf der Insel verweilte, leider konnte er uns beruflich bedingt dieses Jahr nicht begleiten.


    Die Anreise gestaltete sich im Vergleich zu den Vorjahren regelrecht angenehm, da wir diesmal kaum Gepäck zu transportieren hatten. Ich glaube diesmal waren wir das erste Mal in Bereich der erlaubten Gewichtsbegrenzungen für das Gepäck. Dies war aber nur möglich, weil der 18er schon vor Ort war und ich nur mit einem leichten Dobson (4 kg) sowie Ingo komplett ohne Teleskop anreisten. So konnten sogar noch einige schwere Beobachtungsplaner, wie z.B. der Night Sky Observers Guide eingepackt werden. Die Protagonisten kamen so diesmal sehr entspannt und ausgeruht auf der Insel an. Als Quartier diente diesmal wieder die Casa Adorno in Puntagorda auf 900m Höhe. Ein kurzes Telefonat mit Horia, der bei unserer Ankunft auf dem Flughafen schon am Gate für den Flieger saß, mit dem wir ankamen, sorgte für noch bessere Stimmung, da die erste Nacht eine hervorragende Wetterprognose bekam.
    Die Gerätschaften für die erste Beobachtungsnacht waren nach Ankunft an der Finca recht schnell aufgebaut, mein 8"-Reisedobson fand seinen Platz auf dem stabilen Terassentisch der Finca, daneben wurde meine Bino-Mount mit dem 10,5x70 Fernglas platziert. Als Problem erwies sich dabei das Auffinden geeigneter Getränkeflaschen, die Montierung ist für das Fernglas auf zwei handelsübliche PET 0,75l-Flaschen ausgelegt, welche auf der Insel aber nicht aufzutreiben waren. So musste dann eine einzelne 1,5l-Flasche herhalten, was auch tadellos funktionierte. Der 18er musste lediglich im aufgebauten Zustand durch die Terassentür manövriert werden, was recht schnell vonstatten ging. So blieb uns vor der anstehenden Nacht noch genügend Zeit, um bei "La Mama" im Ortskern von Puntagorda ein üppiges Abendmahl einzunehmen. Es geht doch nichts über frisch gefangenen Fisch und anschliessend gegrillt direkt auf den Teller!

    Die erste Beobachtungsnacht sollte eine der besseren werden und vor allem, eine der reichhaltigsten, was die Anzahl der beobachteten Objekte anbelangt. Es wurde dabei einfach nach bekannten Objekten geschaut, die einem in den Sinn kamen, ohne eine strukturierte Beobachtungsliste abzuarbeiten. Beobachtet wurde von der Terasse der Finca aus, was den Vorteil einer windgeschützten Umgebung sowie der Möglichkeit von Pausen in der Unterkunft mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten mit sich brachte. Die Bedingungen waren an diesem ersten Abend noch sehr gut, ausgezeichnete Durchsicht mit SQM-Werten im Bereich 21,5, bei gleichzeitig gutem Seeing. Dafür, dass an diesem Tag angereist wurde, haben wir recht lange ausgehalten. Im Folgenden gebe ich die Objekte kurz mit Beschreibungen einiger Highlights an, eine ausführliche Auflistung mit Objektbeschreibungen findet sich, wie immer hier.

    Die Objekte der ersten Beobachtungsnacht, 23. auf 24. September 2014, 22:00-04:00 Uhr:

    M6, M7, M22, M28, M8 Lagunennebel, M25, M17 Omeganebel, M16+IC4703 Adlernebel, NGC6822 Barnard's Galaxie, NGC6723+6726-7/9 NGC7009 Saturnnebel, M30, M73, M72, NGC7293 Helixnebel, IC5148, NGC253 Sculptorgalaxie, NGC247, NGC288, M26, M11 Wildentenhaufen, M13, M92, M57, M27 Hantelnebel, NGC7000 Nordamerikanebel, IC5067 Pelikannebel, Cr399 Kleiderbügelhaufen, NGC6960+6992/5 Cirrusnebel, NGC6888 Crescentnebel, M71, M31 Andromedanebel, M33 Triangulum-Galaxie, NGC6939+6946, NGC772, NGC1499, NGC884+869 H+Chi, Stock 2, IC1805+1848 Herznebel+Embrionebel, NGC891.
    Persönlich haben mich in dieser Nacht der Pelikannebel mit eindeutig erkennbarer Kontur, inklusive Schnabel, der Crescentnebel im 18" Dobson, mit einer Art "Hexenhand" und gemotteltem Innenbereich, wo im 8"er nur der hellere Bereich um die drei eingebetten Sterne erkennbar war und der Herz- sowie Embrionebel im 10,5x70 mit UHC-Filter, am meisten beeindruckt.


    Am nächsten Tag kündigten sich bereits ab Mittag von Westen aufziehende Wolken an, ein Problem, mit dem wir während des gesamten Aufenthalts konfrontiert waren. Die Wetterlage war für uns dahingehend ungünstig, dass die übliche Nordostströmung (Nordost-Passat) durch eine kurzzeitige Westströmung abgelöst wurde, da nördlich von uns ein Tiefdruckgebiet lag, welches auf seiner Südost-Flanke feuchtwarme Luft gegen die Westseite der Insel trieb. Dadurch waren wir abends oft mit niedrigen Wolken und hoher Luftfeuchtigkeit konfrontiert. Dennoch, die Wolken verschwanden meist am späten Abend und gab den Sternhimmel für die Beobachtung frei. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde wieder direkt vor der Finca beobachtet, es ging wegen der tiefhängenden Wolken erst nach Mitternacht los und die Session dauerte auch nur 1,5 Stunden, weil ab 2:00 Uhr aus Westen wieder die Wolken hereindrückten.

    Die Objekte der zweiten Beobachtungsnacht, 24. auf 25. September 2014, 00:30-02:00 Uhr:

    M2, M15, M57 Ringnebel, M27 Hantelnebel, NGC7027 Magic Carpet, NGC7662 Blue Snowball, NGC40, NGC7479.
    Der Fokus lag diesmal, trotz der Kürze der Session, auf planetarischen Nebeln. Dabei fand ich NGC40 im 18er sehr beeindruckend, bereits im 8"er recht groß mit Zentralstern, zeigte er im 18er viel Struktur mit 2 Öffnungen auf gegenüberliegenden Seiten. Auch die Galaxie NGC7479 zeigte im 18er beeindruckende Details, wie zwei Spiralarme in Form eines Doppelhakens.
    Am nächsten Tag war es komplett bewölkt und es regnete sogar zeitweise. Ein seltenes Ereignis auf der Insel, klagen doch die Insulaner über Regenmangel, so hat es die letzten drei Jahre viel zu wenig Niederschlag gegeben und es herrscht teilweise regelrechter Wassermangel auf der Insel. So vertrieben wir uns die Zeit mit Skatspielen, wobei sich Ingo trotz zwanzigjähriger Abstinenz wacker geschlagen hat. Auch gab uns dies die Zeit für eine etwas ausgiebigere Beobachtungsplanung, so wurden eifrig Objektlisten für die kommenden, klaren Nächte erstellt. Doch die kommende Nacht sollte bewölkt bleiben und verschaffte uns so etwas Schlaf, der für die kommenden Nächte dringend gebraucht wurde.
    Der nächste Morgen begrüsste uns dann wieder mit Sonnenstrahlen, die sich aber noch ihren Weg durch Schäfchenwolken bahnen mussten. So wurde der Tag dazu genutzt eine kleine Wanderung zu machen, wahrlich eine Innovation für mich bei einem Astrourlaub auf La Palma! Ziel war El Pinar, ein Platz im Pinienwald im Zentrum der Insel oberhalb der Tunnel, welche den Ost- mit dem Westteil der Insel verbinden. Von dort aus ging es nach Norden entlang des Hauptkamms der Inselgebirgskette, südlich der großen Caldera. Auf dem Weg ergaben sich einige atemraubende Blicke auf die größte Stadt der Insel, Los Llanos. Unterwegs wurden eifrig Schmetterlinge fotografiert, ein kleines Nebenhobby von mir, deren Bilder in meiner Off Topic Rubrik Schmetterlinge zu sehen sind. Die Wanderung hat natürlich Hunger gemacht und liessen wir es uns anschliessend in Puerto de Tazacorte gut gehen, Fisch und Chipirones mit Bier, köstlich. So konnte die dritte Beobachtungsnacht kommen, leider sollte auch diese nicht allzu lang ausfallen.

    Die Objekte der dritten Beobachtungsnacht, 26. auf 27. September 2014, 21:30-1:30:

    NGC6781, NGC6905, M71, NGC6940, M29, NGC6811, M56, Min92, NGC6894, NGC6765, PK104-29.1 Jones 1, NGC457, M103, NGC663 und NGC654. Der Schwerpunkt lag für mich an diesem Abend ein wenig auf Sternhaufen, wobei aber das Objekt des Abends für mich Min92 "Minkowski's Foorprint"-Nebel war. Im 8"er habe ich ihn zunächst nicht gefunden. Ingo wies mich darauf hin, dasse der Nebel sehr klein ist, er ihn aber mit seinem 8"er schon gesehen hat. Im 18"er offenbarte der Nebel aber dann sein Geheimnis, eine ausgefüllte "Acht" mit deutlicher Asymmetrie der beiden Seiten bei 370x.
    Irgendwie waren alle froh, dass die letzte Beobachtungsnacht nicht so lang ausfiel, da am nächsten Morgen ein Besuch eines der Observatorien auf dem Roque anstand. Dieser war diesmal entgegen aller früheren Termine schon um 9:30 angesetzt, recht früh, wenn man bedenkt, dass man ja noch Frühstücken und etwa eine Stunde Zeit für die Anfahrt über die 198 Serpentinen einplanen muss. Irgendwie haben wir es dann aber doch just in time gepackt. Gespannt waren wir darauf, ob es wenigstens dieses mal ein anderes Teleskop als das "Gran Tecan" zu sehen geben würde, immerhin war dieses mal eine andere Dame als Guide auf dem Gipfel. Das Teleskop, welches uns gezeigt wurde war allerdings wieder, man ahnt es schon, das "Gran Tecan". Viel EU-Geld für ein Großprojekt dieser Art bedeutet offensichtlich auch viel Rechtfertigungsdruck gegenüber der gemeinen Bevölkerung aber wir wollten uns nicht beschweren, da es ja wirklich ein sehr interessantes und beeindruckendes Teleskop ist. Zudem kannte Ingo das Teleskop noch nicht und war somit recht begeistert. Auch Dietmar und ich konnten der Führung aber noch neue Aspekte abgewinnen, so wurde das erste mal das gesamte Teleskop mitsamt uns selbst auf der Azimutplattform bewegt, ein sehr beeindruckendes Erlebnis, zu spüren mit welcher Kraft, Geschwindigkeit aber auch welcher Sanftheit ein 200t-Instrument bewegt werden kann! Nach einer anschliessender Besichtigung des Roque-Gipfels mit atemberaubenden Wolkenspielen in der großen Caldera, ging es dann nach einem kurzen Zwischenstop für eine Mahlzeit im Restaurant Briesta heimwärts, wo uns später ein Feuerwerk von Sonnenuntergang erwartete. Uns schwante da schon, dass die kommende Beobachtungsnacht auch nicht sehr lang werden würde.

    Die Objekte der vierten Beobachtungsnacht, 27. September 2014, 21:30-23:00:

    schmale Mondsichel, Saturn und Merkur im 10,5x70 Bino, NGC6781, NGC6804 und NGC6778. Die Nacht war bedingt durch von Westen hereinziehende Wolken sehr kurz, mit Schwerpunkt auf planetarischen Nebeln. Am schönsten diesmal NGC6804, der im 8"er schon als große Scheibe erschien mit einem schwachen Stern darin, seine volle Pracht aber erst im 18"er mit Binoansatz offenbarte, wo ein Ringform mit drei eingebetteten Sternen erschien.
    Der nächste Morgen begrüsste uns mit Sonnenschein, Dietmar und Ingo waren früh aufgestanden und hatten einige schöne Beobachtungen in den Wintersternbildern, u.a. Orion, machen. So war der Pferdekopfnebel im 18"er eindeutig und mit Mähne sichtbar, eine Premiere für die beiden. Auch M33 im Zenit mit Binoansatz muss ein Knaller gewesen sein, ich hatte vor zwei Jahren bereits die Chance, siehe den La Palma Bericht von 2012. Ich hingegen war froh, dank Ohrstöpsel endlich mal durchschlafen zu können! Mein Zimmergenosse sagte mir später ich hätte mich bezüglich Schnarchens etwas revanchiert, was ich natürlich nicht bestätigen kann ;-) Der schöne Tag wurde mittags mit einem Menü im Restaurant Azul gekrönt, unglaublich gutes Essen in sehr nettem Ambiente mit Meerblick, eine sehr gute Empfehlung von Horia, der eine Woche vor uns auf der Insel war. Der Abend wurde mit einem farbenprächtigen Sonnenuntergang bei einem leckeren palmerischen Weißwein eingeläutet. Die kommende Nacht sollte die beste unseres Aufenthalts werden, mit SQM-Werten von 21,7!
    Die Objekte der fünften Beobachtungsnacht, 28. auf 29. September 2014, 22:00-03:00 Uhr:

    Dietmar und Ingo begannen die Nacht mit einer zweistündigen Tour durch die Kugelsternhaufen in der südlichen Milchstrasse, wobei 28 Kugelsternhaufen beobachtet wurden! Für mich gab es NGC6709, NGC6934, NGC6543 Katzenaugennebel, NGC6503, NGC7380, NGC7023, IC1396, NGC281, IC5148/50, NGC246 Skull Nebel, NGC584, PK104-29.1 Jones 1, NGC891, NGC1023, NGC925. Highlight war für mich diesmal eindeutig der Skull-Nebel im 18"er, viele Strukturen mit schwachen Sternen in einer großen Nebelscheibe. Nur der Eindruck desselben Objekts, letztes Jahr auf dem Roque, war noch imposanter. Auch die Galaxie NGC925 war an dem Abend ein überraschend gutes Objekt, vor allem auch für einen 8"er.
    Der nächste Morgen war dann leider wieder mit Wolken verhangen. Da die Wetterprognose für den Abend nicht so gut war, beschlossen wir eine Morgen-Session durchzuführen. Der Tag wurde sich mit verschiedensten Dingen vertrieben und am Abend noch mit einem leckeren Essen in der Ortsmitte von Puntagorda im Restaurant Pino de la Virgen beschlossen, obwohl unsere Lieblingsrestaurants Montags alle Ruhetag hatten. Um 3 Uhr Nachts ging dann der Wecker und der Himmel sah zunächst super aus, allerdings war die Luftfeuchtigkeit schon wieder extrem hoch und nach kurzer Zeit war der Himmel dann wieder komplett bedeckt. Es konnten lediglich die Sculptorgalxie NGC253 und ihr Nachbar NGC247 im 18"er beobachtet werden. Also wieder hinlegen, Dietmar hat um 5 Uhr noch einen Versuch unternommen aber keine Chance mehr gehabt. So blieb für mich wenigstens noch etwas Schlaf, bevor wir am nächsten Morgen die Instrumente wieder verpackten. Vorm Abflug gab es dann noch mal ein leckeres Essen im La Muralla, mit anschliessender, entspannter Rückreise. Ich hoffe, dass ich es nächstes Jahr einmal im Frühjahr auf die Insel schaffe!
    Clear Skies
    Thomas


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