bericht120818

Mit 8 Zoll an der Edelweißspitze


    Datum: 18.08.12 auf 19.08.12
    Ort: Glocknermassiv unterhalb der Edelweißspitze
    Instrumente: 8-Zoll Reisedobson, 10,5x70 TS Marine Fernglas

    Nach einem schönen, von reichhaltigen Berg-Impressionen geprägten Spätsommertag mit Bilderbuchwetter, sollte endlich einmal eine Beobachtungsnacht am Glocknermassiv unter hochalpinem Himmel erfolgen. Dazu wurde am frühen Abend die Edelweißspitze angesteuert, auf der es aber von Touristen nur so wimmelte. Also wurde das schöne Wetter und die schöne Aussicht noch dazu genutzt ein warmes Abendessen zu geniessen, um anschliessend etwa 200 m tiefer einen ruhigeren Beobachtungsplatz aufzusuchen. Dazu wurde der Parkplatz an der Greifvogelinformation aufgesucht, ein windgeschütztes Plätzchen mit Holzbänken und -Tischen, oberhalb des kleinen Seeīs Fuscher Lacke.

    Dort angekommen wurde flux der kleine Reisedobson aufgebaut und auf dem talwärts gelegenen Hoztisch platziert. Dabei wurde ich von einem ziemlich zutraulich wirkenden Fuchs umtänzelt, der wohl auf Suche nach von Touristen zurückgelassenen Nahrungsresten war. Nachdem ich ihn freundlich verscheucht hatte, konnte die Beobachtungsnacht kommen.

    Noch in der Dämmerung zeigte sich das Planetenpärchen Saturn und Mars in enger Konjunktion über dem Bergrücken im Westen. Nach deren Verschwinden hinter demm Berggrat war die Dämmerung schon stark fortgeschritten und gab den ersten Blick auf die Objekte in der südlichen Michstrasse, zwischen Schütze und Skorpion, der gerade hinter dem südlichen Bergmassiv zu verschwinden begann, frei. Wunderschön anzuschauen im Fernglas, die beiden offenen Sternhaufen M6 und M7, ersterer kompakter und dichter, während letzterer ein tolles Fernglasobjekt ist.

    Danach wurde erstmal ausgiebig die Zentralregion der Milchstrasse im Schützen abgefahren, M8 der Lagunennebel schon im Fernglas groß und mit deutlicher Dunkelteilung, darüber der Trifidnebel M20, zwar klein im Fernglas aber deutlich sichtbar. Im 8-Zöller sind auch die Dunkelbänder in dem Trifidnebel zu sehen. Ein Schwenk nach NO führt zur Saggitarius-Wolke M24, ein funkelndes Oval mit hunderten von Sternen. Östlich davon der Kugelsternhaufen M25, im Fernglas schon eindrucksvoll aber erst im 8-Zöller aufgelöst in hunderte Sterne. Westlich von M24 der offene Sternhaufen M23 als Gegenpol. Weiter nach Norden dann der Schwanen- oder Omeganebel M17 und der Adlernebel M16, toller Anblick im Fernglas mit vielen Strukturen. Im 8-Zöller beide am besten mit UHC-Filter, insbesondere der Omeganebel viel Detail zeigend. Danach wurden erstmal ein paar Kugelsternhaufen aufgesucht, die man sonst nicht so oft anschaut: M55 östlich des Schützen, im Fernglas schon als relativ großer Nebelfleck zu sehen, im 8-Zöller mit schwachen Einzelsternen. Noch weiter nordöstlich M75, ein sehr kleiner Haufen, im Fernglas leicht zu übersehen, im 8-Zöller bei indirektem Sehen wenige Einzelsterne auszumachen.

    Da nun schon fast im Sternbild Steinbock angelangt, wurde kurzentschlossen der Saturnnebel NGC7009 aufgesucht, im 8-Zöller mit dem Aufsuchokular bei AP 6mm eindeutig grünlich gefärbt, ansonsten aber auch bei 165x strukturlos.

    Von dort wurden dann erst mal ein paar Standardobjekte im Zenit abgegrast: der Ringnebel M57 in der Leier, ein schöner Rauchring mit radial sichtbaren Intensitätsunterschieden, mit dem Fernglas der Noramerikanebel NGC7000 ohne Filter ganz deutlich, der Cirrusnebel NGC6960+NGC6992/5 schwieriger aber auch eindeutig sichtbar, im 8-Zöller mit OIII-Filter mit sehr viel Detail, auch mit Pickerings Whisp. Ein Schwenk mit dem Fernglas auf Albireo zeigt diesen schönen blau/orangen Doppelstern klar getrennt. Weiter südlich der Kleiderbügelhaufen Cr399, im Fernglas bei 10x optimal zu sehen, wenn auch auf dem Kopf stehend. Etwas weiter östlich der Hantelnebel M27, im Fernglas ein strukturloser Nebelball, im 8-Zöller aber mit "Ohren" und einigen weiteren Strukturen. Von dort wurde nochmals in die südliche Milchstrasse geschwenkt zu M11, dem Wildentenhaufen, immer schön anzuschauen, im 8-Zöller komplett aufgelöst mit vielen Einzelsternen. Im nördlichen Adler wurde dann der Dunkelnebel B142-3 mit dem Fernglas angepeilt, klar abgehoben von der Milchstrasse und wie ein großes "E" ausschauend. Davon inspiriert wurde dann auch noch "Barnardīs Zigarre", der Dunkelnebel B168 eingestellt, sehr deutlich elongiert, hübsch anzuschauen mit dem offenen Sternhaufe M39 nordöstlich davon.

    Nach den vielen Nebeln wollte ich schauen, was der Himmel bei Galaxien wert ist und ich stellte zunächst die "Strudelgalaxie" M51 im großen Wagen mit dem 8-Zöller ein. Schön anzuschauen, mit Spiralarmen, trotz des nicht mehr allzu hohen Standes überm Horizont. Danach rüber zur "Feuerradgalaxie" M101, die einige Knötchen in ihren schwachen Spiralarmen preisgab, ein untrügliches Zeichen für einen guten Himmel. Mit dem Fernglas wurde noch das enge Paar M81/82 beobachtet, schön anzuschauen, als helles Paar gemeinsam im Feld. Sodann schwenkte ich mit dem 8-Zöller nach NO, wo NGC891, die Spindelgalaxie in der Andromeda noch flach über dem Horizont stand. Die Galaxie war zwar sichtbar aber das Staubband nicht, der Himmel war in der Richtung etwas durch Dunst und Störlicht aus Zell am See aufgehellt. Für Entschädigung sorgte ein schneller Blick auf den Doppelsternhaufen h&chi im Perseus mit dem 10,5x70 Fernglas, auch schon bei niedriger Vergrößerung imposant. Weiter zum Andromedanebel M31, fast das gesamte 5° große Gesichtsfeld des Fernglases ausfüllen und mit deutlichen Staubbändern. Dessen Nachbar in der lokalen Gruppe M33 stand dagegen noch recht tief aber dennoch klar und deutlich zu sehen, im 8-Zöller mit Spiralarmen und der hellen HII-Region NGC604. Danach wollte ich probieren, das Stephansquintett H92 zu finden, mit 8 Zoll sicherlich nicht leicht. Die helle Nachbargalaxie NGC7331 war dann auch schnell gefunden und mittels der Aufsuchkarte im Deep-Sky Reiseatlas gelang es auch schnell die Position von H92 zu lokalisieren, allerdings war die Wahrnehmung des Stephanquintetts eher grenzwertig.

    Danach wurden einige Kugelsternhaufen im Schlangenträger abgegrast, zunächst M5, nach einiegen Schwierigkeiten gefunden, groß mit vielen Sternen. Weiter östlich die benachbarten Haufen M10 und M12, beide kompakter als M5 und mit weniger sowie schwächeren Sternen. Ganz anders natürlich M13 im Herkules, immer ein Hingucker mit 8 Zoll Öffnung. M92 ist aber auch schön anzuschauen mit etwas kompakterer Erscheinung, als M13.

    Obwohl es erst 1 Uhr ist, schleicht sich langsam eine bleierne Müdigkeit bei mir ein, die langen Bergtouren der letzten Tage zollen ihren Tribut. Ich lege mich schlafen auf dem unbequemen Vordersitz des Berlingo, doch das Schlafen gelingt nicht so wirklich gut. So dämmere ich vor mich hin, halb im Schlaf und manchmal im Wachzustand und sehe den Sternenhimmel durch die Frontscheibe an mir vorüber ziehen. Irgendwann taucht Jupiter im Stier auf und ich überlege nochmals rauszugehen, doch kann ich mich vor Müdigkeit nicht mehr aufraffen, dämmere wieder weg. Ein paar Stunden später werde ich von einem gleissend hellen Objekt geblendet, Venus im Sternbild Zwilling stehend, wie elektrisiert will ich ein Foto machen, kann aber vor Müdigkeit kaum noch die Augen aufhalten und nehme mir vor am nächsten Tag früh aufzustehen, um das nachzuholen. Kurze Zeit später setzt auch schon die Morgendämmerung ein und an Schlafen ist nun nicht mehr zu denken, zu grell strahlt alsbald die Sonne durch die Frontscheibe und heizt den Inneraum des Fahrzeugs extrem stark auf. So zwangsläufig zum Frühaufsteher geworden geniesse ich die Morgenstrahlen der Sonne und halte nach Venus Ausschau, die tatsächlich ohne Probleme auszumachen ist. Nach einem knappen Frühstück und mit tollen Bergimpressionen im Morgenlicht, geht es dann wieder den Berg herunter, über die endlos langen und steilen Serpentinen des Glocknermassivs.

    Clear Skies
    Thomas

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