70bino

Bau eines 70mm Reise-Doppelrefraktors

    Im Jahre 2012 habe ich mir einen Traum erfüllt und meinen Vixen ED 102 SS zu einem Doppelrefraktor ausgebaut (Jing&Jang). Das Gerät war zwar schon mal mit auf der Insel La Palma, jedoch gestaltete sich der Transport enorm schwierig, weil die Verpackung aufwändig und das Transportgewicht mit 11 kg schon recht hoch ist. So kam irgenwann der Wunsch nach einem kleinen Doppelrefrator für Reisen auf. Dazu wurde zunächst ein gebrauchtes Vixen BT 81 S erworben, welches ich aber nach kurzer Zeit wieder an einen Astrofreund verkauft habe (er hat mich überredet, dass ich es nicht brauchen würde ;-). Als im Forum von astronomie.de dann zeitgleich zwei TS IN ED 70mm angeboten hat es jedoch schon wieder in den Fingern gejuckt und ich habe zugeschlagen. Die Idee war, meine vorhandenen Matsumoto-Elemente mit zwischengeschalteten Helikalfokussieren, zur Einstellung des Augenabstandes, welche am 4"-Bino verbaut waren, auch hier zu nutzen. Leider zeigte sich später, dass der Backfokus der TS IN ED 70mm für die verlängerten Matsumoto-Elemnte minimal zu gering war, doch dazu unten mehr. Hier nun ein kleiner Baubericht mit technischen Details.

    Der Doppelrfraktor besteht aus zwei TS IN ED 70 mm im Carbon-Tubus, welche je ein Gewicht von 2,4 kg aufweisen. Sie sind mittels ihrer Fotosockel auf einer Fotoschiene mit zwei Langlöchern montiert. Darüber wird auch der Augenabstand individuell eingestellt. Die Fotoschiene sitzt quer auf einer Vixen-Prismenschiene, an deren Enden jeweils eine Metallstange fixiert ist, die oben mit einem 10mm Alurohr verbunden sind, welches als Tragegriff dient. Das Gesamtgewicht dieser Kombination beträgt immer noch stattliche 5,6 kg!
    Ein Kernstück des Doppelrefraktors sind die beiden EMS Umlenksysteme von Matsumoto , die über jeweils nur zwei Umlenkspiegel ein seitenrichtiges und aufrechtes Bild liefern. Es ist zu erkennen, dass die Helikalfokussierer zwischen den einzelnen Matsumoto-Elementen entfernt wurden (zum Vergleich, siehe hier) Der Nachteil ist, dass der Augenabstand so nun nicht mehr schnell auf verschiedene Beobachter eingestellt werden kann. Dies ist aber nicht so tragisch, da die Kombi nur auf Reisen zum Einsatz kommt und ja im Wesentlichen von mir benutzt werden soll.
    In diesem Bild wird die Montage der beiden Refraktoren auf den zwei senkrecht zueinander montierten Schienen nochmals deutlich. Mit eingefahrenen Taukappen wird die Verblendung und gute Innenschwärzung der beiden Refraktoren gut sichtbar. Die Gesamthöhe der Anordnung, inklusive Tragegriff, beträgt so etwa 20 cm, die Gesamtlänge etwa 30 cm.
    Montiert wird der kleine Doppelrefraktor auf einer Tecnosky Elle Einarm-Gabelmontierung mit Kugellagerung und Friktionseinstellung beider Achsen. Auf der Gabelbasis ist eine Prismenklemme montiert, in der die Vixen-Prismenschiene fixiert werden kann. Durch die sehr gute Schwerpunktlagerung der Tecnosky Elle, unmittelbar über dem Mittelpunkt des Stativs, lässt sich der Doppelrefraktor extrem leichtgängig und schwingungsarm bewegen. Das Gewicht der Montierung liegt unter 2 kg.
    Hier ist der Doppelrefraktor bestückt mit zwei Baader Morpheus 17,5 mm Okularen. Damit wird eine Vergrößerung von 24x und ein wahres Gesichtsfeld von etwa 3,2° erzielt. Das maximal erreichbare Feld mit der Kombi beträgt knapp 4° und ist damit schon sehr weitfeldmäßig. Mehr Feld könnte nur mit 2"-Okularen erreicht werden, was aber dem Reiseteleskopgedanken schon widerspräche. Mit zwei 40 mm Plössl Okularen ergibt sich ein 10,5x70 Fernglas mit einer Austrittspupille von 6,6 mm.

    Erste Beobachtungen mit dem kleinen Doppelrefraktor am Mond zeigten ein brilliantes, nahezu farbreines Bild. Vergrößerungen oberhalb von 100x, sind noch problemlos möglich. Im Deep-Sky-Bereich ist der Doppelrefraktor ein echter Richfielder, Orionnebel komplett sowie z.B. der Doppelhaufen M46 und M47 lassen sich einfach gemeinsam ins Gesichtsfeld bringen und wirken sehr ästetisch. Sogar "Thor's Helm" ist mit dem kleinen Refraktor, selbst ohne Lichtverschmutzungsfilter, unter dunklem Landhimmel problemlos sichtbar. Ich freue mich schon darauf, was mir der "Kleine" im Herbst in Südafrika am Südhimmel zeigen wird.

    Clear Skies
    Thomas

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