Trip zum Silvretta-Pass, August 2013
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Mommenheim, 05.08.13
Der Plan zum Augustneumond auf den Silvretta-Pass zu fahren war schon lange vor diesem Wochenende gereift und spekulativ
buchten Stefan und ich schon mal im Voraus ein Zimmer im Piz-Buin-Hotel auf der Biehler Höhe. Die Vorfreude und Erwartungshaltung
war dann natürlich umso größer, als sich etwa eine Woche vorher andeutete, dass es sehr gutes Wetter geben würde. Am Freitag,
den 02. August ging es dann endlich los, Richtung Vorarlberg, mit einem 16-Zöller, einem 12-Zöller und zwei Ferngläsern im
Gepäck. Die Anreise gestaltete sich allerdings sehr mühsam, für das Wochenende war ein Black-Saturday vorhergesagt mit
enorm viel Urlaubsreiseverkehr und genau so kam es auch. Nach nicht einmal 100 km Fahrt standen wir schon im ersten Stau,
der sich auch im Verlauf der weiteren Strecke nicht mehr wirklich auflöste. Erst in Österreich entspannte sich die Lage
und wir kamen dann doch, nach einer abschliessenden, atemberaubenden Serpentinenfahrt, müde aber glücklich auf der Biehler Höhe an.
Das Zimmer im Piz-Buin-Hotel war schnell bezogen und nach einem herzaften Abendessen des Hotel-eigenen Restaurants, auf der
Terasse im Lichte der bereits untergehenden Sonne, waren die Strapazen der Reise bald vergessen.
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Ein Blick aus dem Hotelzimmerfenster
(Bild links) über den Silvretta-Stausee hinweg und auf das Hohe Rad (2934 m), lies auf eine klare, dunkle Nacht hoffen und so machten wir uns auf zum benachbarten
Wohnmobilparkplatz, der bereits gut gefüllt war. Dort angekommen, trafen wir schon auf einige andere Beobachter, Reiner mit seinem
22-Zöller, Roland mit einem 16-Zöller, Kai, diesmal ohne seinen 27-Zöller auf Urlaubsreise und noch einem Sternfreund mit einem 12-Zöller.
Die bereits vor uns anwesenden Sternfreunde hatten vorausschauend schon einmal die anwesenden Wohnmobilisten sensibilisiert,
nachts doch möglichst kein Licht anzumachen und die Fenster ihrer Wohnmobile zu verdunkeln. So gingen wir ans Werk unsere Dobsons
aufzubauen und zu justieren, die Dämmerung war mittlerweile schon stark fortgeschritten.
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Gerade noch rechtzeitig hatten wir unsere Dobsons in Form gebracht und das, obwohl sich bei Stefans Dobson auf der Fahrt fast
alle Schrauben und Federn der GSO-Spiegelzelle gelöst hatten und in die Spiegelbox gefallen waren! Reiner und Roland hatten
am Vorabend schon eine gute Nacht auf der Silvretta (siehe Bericht
Silvretta und Gyulbudhagian's Nebula (PV Cep)
)im Astrotreff. Diese Nacht jedoch sollte nicht ganz so gut werden, wie die vorherige, etwas Dunst lag in der Luft, die aus
südwesten herannahende, feuchte Luft, machte sich bereits bemerkbar. Dennoch war der Himmel deutlich besser als alles, was
man üblicherweise aus dem Rhein-Main-Gebiet gewöhnt ist. Und so tauchte der dunkle Nachthimmel mit prächtiger Milchstrasse
unsere Dobsons bald in ein dunkles, nur von den Lampen der Beobachter erzeugtes, rotes Licht (Bild rechts). Immerhin konnten
4 Stunden unter diesem Himmel beobachtet werden (Objekte s. unten). Die Mitbeobachter strichen schon recht frühzeitig die Segel,
übermüdet von teilweise schon der dritten Beobachtungsnacht in Folge!
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Nach einer kurzen Nacht waren wir dann schon wieder vor 9 Uhr auf den Beinen, immerhin gab es nur bis 10 Uhr
Frühstück und das konnte natürlich nicht ausgelassen werden. Der sonnige Tag wurde dann für eine Wanderung zur
Wiesbadener Hütte genutzt, auf dessen Weg sich ein schöner Blick auf unser Hotel über den Silvretta-Stausee
hinweg ergab (s. Bild links). Die in dieser Höhe brennende Sonne zollte Stefan großen Tribut, der seinen Hut und
Sonnencreme vergessen hatte.
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Nach gut zwei Stunden Wanderns und satten 400 Höhenmetern erreichten wir dann etwas erschöpft die Wiesbadener Hütte,
eine von der Sektion Wiesbaden des Deutschen Alpenvereins betriebene Hütte. Von hier aus ergab sich ein wunderschöner
Ausblick auf den Ochsental-Gletscher am über 3000 m hohen Silvretta Horn. Nach einer kleinen Stärkung und 3 großen Radlern
zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes ging es dann wieder talwärts, immer noch guter Dinge, in der kommenden Nacht
auch noch beobachten zu können. Doch ein Blick auf das Satellitenbild lies nichts gutes erahnen und so brachen wir nach dem
Abendessen zur Rückreise auf, gerade zu Beginn eines heftigen Gewittersturms mit Hagelregen. Erschöpft erreichten wir in der
Nacht von Samstag auf Sonntag wieder heimatliche Gefielde.
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Im folgenden sollen die beobachteten Objekte der einzigen Beobachtungsnacht etwas detailierter beschrieben werden. Beim Justieren
des Quickfinders am Polarstern, wurde mir gewar, das dieser ein schöner Doppelstern ist, mit einem 8,2m hellen Begleiter
neben dem 2,0m hellen Hauptstern, in 19" Abstand. Zunächst
wurde dann der im Süden bald hinter der Lob Spitze (2835 m) zu verschwinden drohende Schütze mit seinen Paradeobjekten beobachtet.
Im 8x42 Docter Fernglas bereits schön zu sehen, die Klassiker HII-Regionen M16 (Schwanennebel), M17 (Adlernebel), M24 als diamantene
Sternenstaubwolke, M8 (Lagunennebel) und M20 (Trifidnebel). Im 16-Zöller M17 mit UHC-Filter schön als "fliegender Adler" mit
zwei Schwingen zu erkennen, eingebettet ein offener Sternhaufen. M16 zeigt sich auch ohne Filter schon reich strukturiert, am
besten mit UHC-Filter aber auch mit OIII-Filter sehr reizvoll. Der Lagunennebel reagiert ebenfalls sehr gut auf OIII-Filter
obwohl er mir persönlich im UHC-Filter am besten gefällt. Dies galt auch für den Trifidnebel, der seine Dreiteilung schön
offenbarte. Im Fernglas nur als kugelrunder Nebel zu sehen, offenbarte der Kugelsternhaufen M22 im 16-Zöller seine ganze Pracht,
voll aufgelöst mit sehr vielen Sternen. Dadurch auf den Geschmak gekommen wurde zunächst mal M13 im 16er und im 12er zum direkten
Vergleich und zum Test einiger neuer Okulare von Stefan eingestellt. Im 16er voll aufgelöst aber auch im 12er beeindruckend, mit
dem "Propeller" zwar schwach aber eindeutig sichtbar. Danach wurde der bereits hoch am Himmel stehende Schwan anvisiert,
der Nordamerika-Nebel schon im 8x42 Fernglas eindeutig und klar zu erkennen, im 16er mit UHC-Filter schön strukturiert,
genauso, wie mit OIII-Filter. Vom Nordamerikanebel ging es weiter zu den HII-Regionen in der Nähe von Gamma-Cygni, mit
UHC-Filter schön abzufahren. Daneben der Crescent-Nebel, mit OIII-Filter eindeutig, wenn auch wegen des leichten Dunstes,
nur als zarte Sichel wahrnehmbar. Anschliessend durfte natürlich ein Blick auf den Cirrusnebel nicht fehlen, mit beeindruckenden
Strukturen im OIII-Filter, sowohl im 16er, als auch im 12er. Pickerings Whisp leicht zusehen. Danach ein Schwenk auf M11, den
Wildenten-Haufen, eingebettet in die Schildwolke der Milchstrasse (wunderschön marmoriert im 8x42), im 16er voll aufgelöst und
herrlich anzuschauen, fast schon mit Kugelsternhaufencharakter. Ebenfalls im Adler, die zweigeteilte Dunkelwolke B142-3, im 8x42
schön zu sehen, auch die Zweiteilung. Spasseshalber habe ich dann einmal auf M51 draufgehalten, nicht sehr hoch, knapp über
einem Berggrat stehend, offenbarte sie nur nach genauem Hinschauen ihre Spiralstruktur, ein weiters Indiz für einen nicht
ganz optimalen Himmel hinsichtlich der Durchsicht. Angespornt dadurch, wollte ich dann einmal NGC6946, die Spiralgalaxie
im Cepheus neben dem offenen Sternhafen NGC6939 aufsuchen, eines der ungewöhnlichsten Paare an Himmel. Die beiden zeigten sich
im 31er Nagler gerade noch gemeinsam im Gesichtsfeld, die Galaxie mit einem Spiralarm wie eine 6 aussehend. Stefan war mittlerweile
am Ringnebel M57 angelangt und fand ihn etwas enttäuschend blass im 12er, im 16er zwar hell aber ohne Zentralstern, leicht diesig
halt. Der nächste Schwenk führte dann zum Hantelnebel, knackig im 16er mit den Ohren sichtbar, schon ohne Filter, am deutlichsten
mit UHC-Filter, mit reichlich Struktur. Stefan stellte dann noch M71 ein, einen Kugelsternhaufen mit relativ wenig Sternen, im
12er relativ unspektakulär aber in Einzelsterne aufgelöst. Mttlerweile stand der Pegasus schon hoch überm Himmel und daraufhin
wurde dann zunächst der Kugelsternhaufe M15 im 16er eingestellt, kleiner als M13, kompakt aber auch mit vielen Einzelsternen.
Danach wurde das Stephans-Quintett versucht, eine Ansammlung von 5 Galaxien, die gravitativ miteinander wechselwirken, die
wohl berühmteste Hickson-Gruppe H92. NGC7331 in der Nachbarschaft war schnell gefunden, doch H92 war nur schwer zu erkennen und
auch nur 4 der 5 Galaxien. In der Andromeda, war der gleichnamige Nebel schön mit blossem Auge auszumachen, auch seine längliche
Form und Orientierung. Im 8x42 schon groß und reichhaltig strukturiert, im 16er und 12er schön mit beiden Begleitgalaxien M32 und
M110. Unterhalb im Sternbild Dreieck ein weiteres Mitglied der lokalen Gruppe M33, bereits im 8x42 mühelos sichtbar, im 16er
mit Spiralarmen und eingebetteter HII-Region NGC604 deutlich hervorstechend. Im Nordosten haben sich die Cassiopeia und der Perseus
mitlerweile deutlich über den Berggrat erhoben, h&chi Persei im 8x42 schön anzuschauen. Ein Schwenk mit dem 16er auf NGC7789, offenbart
einen extrem sternreichen, offen Haufen, zwar mit schwachen Sternen aber voll aufgelöst. Als Abschluss dieser Beobachtungsnacht wurde
NGC7009, der Saturn-Nebel, eingestellt. Im Übersichtsokular leicht grünlich, bei 300x im 6er Ethos die Ansen manchmal aufblitzend,
das Seeing war nicht besonders gut an dem Abend. Die umliegenden Mitbeobachter waren zu dem Zeitpunkt längst in ihren Nachtlagern
verschwunden, ein Tribut an die zurückliegenden, langen Beobachtungsnächte. Stefan und ich waren dann gegen 3 Uhr auch im Bett,
mit der Hoffnung auf eine weitere Beobachtungsnacht, die sich aber leider nicht erfüllen sollte. Trotzdem werde ich eines Tages
wiederkommen, wohlwissend einen guten Standort mit viel Potenzial vorgefunden zu haben!
Clear Skies
Thomas
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