lapalma07

La Palma 2007

    Dieses Jahr ging der lang gehegte Wunsch einmal nach La Palma zu fahren für mich in Erfüllung. Viel hatte ich ja nun schon von der Insel gehört, viel Gutes, vor allem auch in astronomischer Hinsicht! Da die Insel auch von vielen Bekannten als Wanderparadies angepriesen wurde, viel uns die Entscheidung leicht, zumal meine Freundin, genau wie ich auch, eine Naturliebhaberin und begeisterte Wanderin ist. Ganz nebenbei erhoffte ich mir natürlich auch ein paar gute Beobachtungsnächte, obwohl die Astronomie nicht im Vordergrund stehen sollte. So hat es sich dann terminbedingt auch ergeben, dass wir Anfang Juni, zu Vollmond, auf La Palma eintreffen sollten. Astronomisch sicher nicht ideal aber mit Potenzial für Jupiterbeobachtungen, der dort viel höher überm Horizont und dazu auch noch in Opposition stehen sollte, und in der zweiten Woche auch für Deep Sky. Insbesondere wegen des Mondes, der sich in der ersten Woche bemerkbar machen sollte, habe ich darauf verzichtet eine Montierung sowie Tele-Objektive für die Astrofotografie mitzuschleppen, was sich im Nachhinein noch als glückliche Entscheidung erweisen sollte.

    Die Casa Mar ist eine kleine, gemütliche Finca in der Nähe des Ortes Tijarafe und liegt auf etwa 370 m über NN im westlichen Teil der Insel, nördlich der größeren Stadt Los Llanos. Sie ist eine von drei Fincas, welche von Monika Spindler und Ricardo Exinger, den beiden sehr freundlichen Besitzern, vermietet werden und bietet einen wunderschönen Meerblick in ruhiger Umgebung. Direkt nördlich des Hauses befindet sich ein freier Platz auf dem nachts bei gutem Wetter ungestört beobachtet werden kann. Die Sicht nach Osten ist dabei durch den ansteigenden Berghang der Caldera etwas eingeschränkt, nach Norden Westen und Süden ist die Sicht aber frei.
    Die klaren Nächte bieten einen fantastischen Himmel. die Grenzgröße lag selbst auf der geringen Höhe über NN immer bei fst > 6m. Ein Beweis dafür liefert die nebenstehende Aufnahme des Westhorizonts, kurz nach Sonnenuntergang (Pentax ist*Ds, f=18mm, 1:3,5, 800 ASA, 12,5s ohne Nachführung), auf der neben der hellen Venus, die schon fast wie ein Flutlicht wirkt, auch schon M44 in direkter Nachbarschaft zu erkennen ist. Leider hatten wir das Pech in den zwei Wochen unseres Aufenthalts eine etwas unübliche NW-Wetterlage vorzufinden, die immer wieder für abendliche Wolken und sogar an einem Tag für Regen gesorgt hat. Dies ist für Juni sicherlich total untypisch, wie mir auch von den Einheimischen bestätigt wurde. Also auch hier ist man vor Wetter-Kapriolen nicht gefeit.
    Bei klarem Himmel (Bild links: Milchstrasse durch den Schütze und Skorpion, Pentax ist*Ds, f=18mm, 1:3,5, 800 ASA, 20 s ohne Nachführung) ist die Beobachtung dann aber selbst mit blossem Auge schon ein Genuss, ganz zu schweigen von der Beobachtung mit einem 10x50 Feldstecher oder meinem Reisedobson von Hofheim-Instruments. Der nächst größere Ort in südlicher Richtung, LosLlanos, macht sich kaum störend bemerkbar. Wegen der manchmal etwas hohen Luftfeuchtigkeit, boten sich einige Abende mit sehr guter Luftruhe, die es mir erlaubten ein paar Jupiter-Zeichnungen anzufertigen. Auch eine Zeichnung am HRD von M20 ist entstanden, sowie einige Deep-Sky Objektbeschreibungen, insbesondere auch vom beeindruckenden Kugelsternhaufen Omega-Centauri und der Galaxie Centaurus-A, die beide in unseren Breiten leider verborgen bleiben.
    Ein Besuch des Observatorium auf dem 2400 m hohen Roque de los Muchachos darf natürlich auf La Palma nicht fehlen. Nach schier unendlicher anmutender Serpentinenkurverei (nicht so prickelnd mit einem Citroen C2) erreicht man nach ca. 1/2 Stunde fahrt von der Abzweigung an der Hauptstrasse das Observatoriumsgelände. Dort fallen zunächst die beiden Cherenkov-Teleskope MAGIC ins Auge, von denen eines noch nicht fertiggestellt ist. Oben auf dem Gipfel sticht die silberglänzende Kuppel des Gran Telescopio Canarias mit 10m-Segmentspiegel ins Auge (s. Bild rechts), links daneben steht das Telescopio Nazionale Galileo . Auf dem Grat der Caldera in östlicher Richtung stehen die Teleskope der Isaac Newton Gruppe, zu deren imposantester Erscheinung das William Herschel Teleskop zählt.
    Immerhin in einer Nacht sind wir auf den nördlichen Inselteil einmal auf etwa 1300 m Höhe heraufgefahren, um den wolken zu entfliehen. Ganz nach oben auf den Roque haben wir uns nicht getraut, weil wir nicht die ganze Nacht durch beobachten und mit unseren scheinwerfern die Profis nicht stören wollten. Der Sonnenuntergang selbst auf 1300 m war aber brilliant, mit knackig blauem Himmel sowie orangefarbenem Saum über einem Wolkenmeer (siehe Bild links)! Die Nacht war dann auch sehr vielversprechend mit fst 7m.1 er Himmel!!! Leider war das Seeing nicht so gut wie weiter unten im Dunst. Die Beobachtungsnacht wurde gegen etwa 2:30 abrupt beendet, als mein Berlebach Star-Seat mit gebrochenem Plastik-Mittelstück plötzlich unter mir zusammenbrach. Sollte ich etwa zugenommen haben? Nein, wie sich später herausstellte hatte ich trotz umfangreicher Nahrungsaufnahme während des Urlaubs durch die vielen anstrengenden Wanderungen 1 kg abgenommen :-)
    Für Wanderer ist die Insel ein absolutes Paradies, unglaublich viele verschiedene Landschaften, von Lorbeer- und Pinienwäldern, über Stein- und Lavawüsten sowie steile Barrancos mit atemberaubenden Steilküsten, Vulkankegel die an Mondlandschaften erinnern aber auch einigen einsamen Stränden mit schwarzem Sand, werden geboten. Das Klima ist zum wandern sehr angenehm, es weht fast immer eine kühle Brise und viele Bäche und Flüsschen laden zu einer Erfrischung ein, insbesondere in der großen Caldera. Überall kann man aber nicht zu Fuß hingehen, so dass ein Mietwagen unbedingt zu empfehlen ist, allein schon um die verschiedenen Landschaftsstriche auf der Insel erreichen zu können.
    Fazit: Absolut empfehlenswert für Wanderer und Astronomen, ich werde bestimmt noch einige Male zurückkehren!!!


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