First-Light-Bericht meines 16"-Selbstbaudobsons
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Mainz, 17.12.07
Nach fast sechsmonatiger Bauzeit war es am 17.12.07 nun endlich soweit, mein 16" Selbstbau-Dobson
sollte sein erstes Licht sehen. Nach langen Wochen schlechten Wetters, gibt die uns seit Tagen
umgebende Nebelsuppe endlich den Blick zum Himmel frei. Natürlich, wie sollte es auch anders sein,
steht der Mond schon wieder fast halbvoll am Himmel, so dass keine guten Deep-Sky-Bedingungen zu
erwarten waren. Naja, man muss nehmen was kommt, immerhin stand ja Mars schon hoch am Himmel, weil
kurz vor der Opposition. So entschlossen mein Spechtelkollege Armin von den Deep-Sky-Brothers und ich
uns dazu nicht ganz weit rauszufahren, sondern vielmehr in der nähe von Mainz auf dem Feld am Oberolmer
Wald aufzubauen. Immerhin hatte Armin ja auch noch seinen neuen 8"-Selbstbau-Reisedobson vorzuführen.
So musste ich nun zum erstenmal das "Monster", immerhin wiegt das gute Stück in Summe ca. 40 kg, aus
dem 5. Stock hinunter zum Auto wuchten. Dies ist mit einmal Gehen nicht mehr zu machen, es braucht
schon zwei mühsame Abstiege und einen Wiederaufstieg. Die Stangen hatte ich praktischerweise in meine
Ski-Tasche gepackt, so dass sie zusammen mit der Rockerbox und dem Hut transportiert werden konnten.
Im zweiten Gang folgten dann Okularrucksack und Spiegelbox. Am Auto stellte ich dann fest, dass auch
im zerlegten Zustand der Dobson nicht einfach in meinen kleinen Lupo rein zu bekommen ist, insbesondere
die Spiegelbox mit angebauten Höhenrädern nicht, welche ich dann nach etwas Gezerre auf dem Beifahrersitz
verstaut habe. Stangen und Hut passten auf die Rückbank und die Rockerbox wurde hinter dem Beifahrersitz
verstaut.
Am Beobachtungsplatz angekommen, konnte Armin durch ein blitzschnelles Aufbauen glänzen, er hatte
seinen 8"er einfach zusammengebaut in den Fussraum seines Audi´s gestellt. Bei mir dauerte der erste
Aufbau im Freien da schon etwas länger, obwohl es auch ganz flott machbar war. Als ein ernstes Problem
erwiess sich der Untergrund am Beobachtungsort, ein hart gefrorener Feldweg, äußerst uneben. Hier
bewahrheitete sich meine Befürchtung, dass mein tellerförmiger Fuß mit ebener Unterlage keinen
perfekten Stand finden könnte. Dadurch wurde der Dobson recht schwingungsanfällig, hier muss ich
unbedingt etwas unternehmen, da an den meisten Beobachtungsplätzen keine asphaltierten, glatten
Untergründe zur Verfügung stehen. Die Justage ging problemlos und schnell von statten, mit einem
barlowed Laser, sodann konnte es losgehen!
Der Mond stand noch recht hoch am westlichen Himmel, so dass als erstes Objekt der Orion-Nebel M42 im
26 mm Nagler angepeilt wurde. Trotz des recht hellen Himmels ein schöner Anblick, mein erster Gedanke
war: das möchte ich jetzt nicht zeichnen müssen! Sehr viele Strukturen im Zentrum, regelrecht mamoriert,
Trapez sehr schön aufgelöst, auch die E-Komponente sofort zu sehen. Das Bild war aber immer noch recht
unruhig, der Spiegel war noch nicht ausgekühlt. Der Unterschied zum 8"er von Armin war aber doch schon
deutlich sichtbar. Dieser konnte aber dafür mit einem Okular-Knaller glänzen, den er gerade zum Testen
dabei hatte, nämlich dem neuen Ethos 13 mm von Televue. Mein erster Eindruck war: "Wieso, das
Blickfeld ist doch etwa so, wie bei einem Nagler", aber denkste, der direkte Vergleich beim
Durchschauen zeigt ein gegenüber dem Nagler nochmals deutlich größeres AFOV. Dieses Okular hat
wahrlich ein gigantisches Gesichtsfeld und dabei trotzdem ein recht angenehmes Einblickverhalten,
das gesamte Gesichtsfeld kann problemlos überblickt werden, ohne die Augen großartig rollen zu müssen.
Als ich nach dem Durchschauen an Armin 8-Zöller wieder an mein Gerät mit dem 7 mm Nikon (70° AFOV) kam,
dachte ich, ich schaue durch ein Plössl!
Mittlerweile hatte ich den Mars eingestellt (7 mm Nikon, 257x), prima in den Fokus zu bringen, das
klappt mit dem Okular an meinen 8" Reisedobson leider nicht. Sofort waren etliche Oberflächendetails
wahrnehmbar, die große Syrte fast im Zentralmeridian. Trotz nicht ganz optimalen Seeings, lässt das
auf mehr hoffen. Bei der hohen Vergrößerung machte sich allerdings wieder der nicht ganz sichere Stand
des Dobsons störend bemerkbar, beim Fokussieren und Nachschubsen wackelte es doch ganz schön. Leider
kam Armin nicht in den Genuss des Anblicks, weil für ihn die Einblickhöhe etwas zu hoch war ;-) Ich
muss demnächst wohl daran denken immer eine leere/volle Kiste Bier dabei zu haben, da auch bei mir die
Beobachtung in Zenitnähe nur auf Zehenspitzen glückt und damit doch sehr unbequem wird.
Als nächstes wurde dann der Eskimo-Nebel im Zwilling anvisiert. Im Karkoschka noch mal die Position
kontrolliert und dann los. Zum Einsatz kam zunächst ein Williams-Zoom, welches Armin ebenfalls zum
Testen da hatte. Bereits bei der schwächsten Vergrößerung war der planetarische Nebel sofort als
solcher zu erkennen, inklusive Zentralstern. Beim hochzoomen dann mehr Details, eine außen hellere
Hülle mit etwas Struktur im Innenbereich und deutlichem Zentralstern in Zentrum. Dann wartete Armin
noch mit einem weitern Testokular auf, welches sich sehr gut machte, über dass aber sicher der Armin
zu gegebener Zeit mehr schreiben wird.
Dann ging es wieder zurück zum Orion, wieder den Orionnebel eingestellt, faszinierend, diesmal auch im
13 mm Ethos, ein gigantisches Gesichtsfeld, Orionnebel komplett im Feld, inklusive zweier Schwingen
und das immerhin bei 138x! Da kommt man schon ins Schwärmen und in Versuchung, seine 12 und 16 mm
Typ 2 Nagler gegen ein Ethos zu ersetzen. Naja, das will jedenfalls erstmal gut überlegt sein. Hoch
zum Running Man, dieser war allerdings nicht so toll zu sehen, es war, bedingt durch den Mond, einfach
zu hell im Hintergrund. Auch der Flammennebel war ohne Filter am linken Gürtelstern kaum wahrnehmbar.
Dann noch aus Spaß Rigel eingestellt, mit dem 12 mm Nagler bei 150x, der Begleitstern sofort hell und
deutlich getrennt von Rigel sichtbar. Immer wieder ein schöner Doppelstern, Rigel in weiß und der
Begleiter leicht violett.
Ein Versuch den Eulennebel mit seiner Nachbargalaxie M108 einzustellen ist gescheitert, habe M97 nicht
gefunden, M108 war nur als ganz schwacher Hauch wahrzunehmen. Die lag sicherlich zum einen an der
Aufhellung durch den Mond, hauptsächlich aber wohl an der Lichtglocke von Mainz im Nordwesten. Also
wieder in südlichere Gefilde geschwenkt. Der große Hund war mittlerweile komplett über den Horizont
getreten und da erinnerte ich mich wieder an den schönen, offenen Sternhaufen M46 mit eingebettetem,
planetarischem Ringnebel. Nach etwas Suchen wurde dieser dann auch gefunden, tief im Süden. Der
planetarische Nebel sofort deutlich zu sehen, noch besser mit UHC-Filter. Das geht aber noch deutlich
besser, wenn mal ein dunkler Himmel da ist!
Durch das viele Plaudern mit Armin war es mittlerweile schon recht spät geworden, wir standen
tatsächlich schon knapp 4 Stunden auf dem Acker und die beissende Kälte schlich sich langsam in die
Füsse. Also schnell noch mal auf Saturn draufgehalten, der mittlerweile schon deutlich oberhalb des
östliche Horizonts stand und einen flackernden Saturn gesehen, immerhin mit dem Ringschatten auf der
Scheibe. Die Ringneigung schon sehr gering, nächstes Jahr ist es wohl wieder soweit, Kantenstellung.
Danach zügig eingepackt, geht natürlich schneller als beim Aufbauen, und nach einem weiteren, etwa
halbstündigen Schwätzchen mit Armin, zurück in die aufgewärmte Zivilisation gefahren.
Fazit: Der 16-Zöller hat sicher unter dunklem Himmel ein Potenzial, das erstmal ausgeschöpft werden
will! Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, was er unter dunklem Himmel bringen wird. Es ist aber
auch noch ein wenig Bastelarbeit erforderlich, um die Schwingungsanfälligkeit etwas zu verbessrn, so
dass die hohen Vergrößerungen voll nutzbar werden. Ich werde wohl die Bodenplatte der Rockerbox durch
eine dickere ersetzen (21mm oder größer) und auf eine zentrale Aussparung verzichten.
Viele Grüße
Thomas
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