bericht180418

Galaxien und Kugelsternhaufen am Taunushimmel


    Datum: 18.04.18 auf 19.04.18
    Ort: Laufenselden
    Zeit: 22:00-1:15 Uhr
    Durchsicht 2-3/5, Luftruhe 2/5, bis 23 Uhr 8% Mond

    Nachdem es in der Vorwoche nicht mit dem Beobachten geklappt hat, sollte in dieser Woche bei noch jungem Mond und besten Wetterbedingungen endlich einmal wieder eine Deep-Sky-Beobachtungsnacht mit größerem Gerät stattfinden. Ein großes Hoch über Deutschland versprach eine Woche freien Himmel, wobei dieser Anfang der Woche mit Zirren durchzogen war. So bot der Abend des 18.04. mit klarem Himmel und einem jungen Mond der gegen 23 Uhr untergehen würde, noch den besten Kompromiss für eine Deep-Sky-Nacht. Mein Beobachtungsaufruf stieß allerdings nicht auf große Resonanz, lediglich Hans-Dieter und Hans folgten ihm. Es scheint, dass die berufstätigen Hobbyastronomen unter der Woche eher schwer zu motivieren sind. So trafen wir uns am Abend gegen 21:00 mit 3 Leuten in Laufenselden:

    Hans-Dieter mit seinem 12" Martini-Dobson + Encodern
    Hans mit seinem 12" Dobson und einem kleinen Refraktor
    und ich selbst mit meinen 12" Reisedobson.
    Okulare: 31mm Nagler, 42x, 1,9°, AP 7
    13mm Ethos, 100x, 1°, AP 3
    8mm Ethos, 164x, 0,6°, AP 1,8
    6mm Ethos, 218x, 0,45°, AP 1,4

    Als ich am Sportplatz in Laufenselden eintraf, fand ich dort am Anfang des Sportplatzes eine große Gruppe Jugendlicher vor und hatte schon schlimmste Befürchtungen: eine Jugendfreizeit mit Camping und womöglich noch mit Flutlicht, oh Gott, bitte nicht?! Diese haben sich jedoch nicht bewahrheitet, die Jugendlichen gehörten wohl zum örtlichen Fußballverein und waren gerade im Begriff abgeholt zu werden. So füllten sich kurz nacheinander zwei große Fahrzeuge und es war Ruhe am Beobachtungsplatz eingekehrt. Ein paar Fußballer verließen dann kurz vor Mitternacht noch das Vereinsheim. Nach gemütlichem Aufbau meines 12" Reisedobsons (Hans-Dieter hatte die Zeit gestoppt und festgestellt, dass ich tatsächlich eine Stunde dafür benötigte), noch in der Dämmerung, konnte es dann ab etwa 22 Uhr losgehen mit den ersten Beobachtungen.

    Los ging es zunächst mit einem Standard-Objekt im Zwilling, dem offenen Sternhaufen M35 und seinem schwächeren Nachbarn NGC 2158. Im Aufsuchokular bei 42x zeigt sich M35 als reichhaltig gesprenkelter Sternhaufen mit hellen und schwächeren Sternen. Sein Nachbar NGC 2158 ist allerdings nur als Nebelfleckchen wahrnehmbar, ohne dass Einzelsterne sichtbar waren. Dies war sicherlich dem noch durch den Mond etwas aufgehellten Himmel geschuldet, auch war etwas Feuchtigkeit in der Luft, welche die Durchsicht trübte.

    Als nächstes wurde dann das Leo-Triplett eingestellt, bestehend aus den gravitativ wechselwirkenden Galaxien M65, M66 sowie NGC 3628. Alle drei waren im Aufsuchokular gemeinsam im Feld sichtbar, M65 etwas mehr in Kantenlage, als M66, die etwas großflächiger erschien, beide mit angedeuteten Spiralarmen, sowie NGC 3628 in Kantenlage mit einem schwach angedeuteten Staubband. Letzteres habe ich an diesem Beobachtungsplatz allerdings auch schon besser gesehen.

    Danach wollte ich mich am Deep-Sky-Objekt des Monats April 2018 NGC 3521 versuchen, einer Galaxie im Löwen, direkt auf dem Himmelsäquator gelegen. Diese lag in einer recht sternarmen Region südlich des "Körpers" des Löwen und so brauchte ich ein paar Minuten, um die Galaxie einzustellen. Im 13mm Ethos Okular zeigte sich eine recht helle Galaxie mit stellarem Kern und elliptischer Scheibe aber ansonsten ohne Struktur. Der Himmel Richtung Süden war wegen der Aufhellung durch Wiesbaden allerdings auch nicht perfekt. Ich werde mir die Galaxie noch mal unter besserem Himmel vornehmen, vielleicht beim ITV 2018!?

    Zufällig sah ich im Deep Sky Atlas neben Algieba (Gamma Leonis) ein enges Galaxienpärchen NGC 3226 und NGC 3227 welche im 12"er noch einigermaßen hell erscheinen sollten. Also, getreu dem Motto: öfter mal was Neues, wurde Algieba eingestellt, von dem aus die beiden Galaxien leicht zu finden sein sollten. Dabei fiel zunächst auf, dass Algieba ein sehr schöner Doppelstern mit zwei gelborangefarbigen, annähernd gleichhellen Sternen im Abstand von 4,4" ist, die bei 100x sehr leicht zu trennen waren. Ein kurzer Schwenk nach Osten zeigt dann sofort das kompakte Galaxienpärchen, von denen eine elliptisch länglich in Richtung der Nachbargalaxie und die andere rundlich aussieht, beide ohne ausgeprägt hellen Kern. Die beiden Galaxien wechselwirken gravitativ miteinander und werde daher auch im berühmten Katalog wechselwirkender Galaxien von Halton Arp unter der Nummer Arp94 geführt.

    Danach wurde versucht die Zwerggalaxie Leo I aus der lokalen Gruppe direkt neben Regulus (Alpha-Leonis) aufzufinden. Die exakte Position war schnell lokalisiert, allerdings erwies sich der helle Regulus als extrem störend, wenn dieser im Gesichtsfeld war. Wenn dieser außerhalb des Gesichtsfeldes gehalten wurde, war bei 100x blickweise eine flächige Aufhellung an der richtigen Position auszumachen, allerdings ist die Sichtung sehr unsicher.

    Im Anschluss ging es zu der Balkenspiralgalaxie NGC 2903 am Kopf des Löwen, die Hans-Dieter bereits in seinem 12" Dobson eingestellt hatte. Bei 100x erscheint die Galaxie sehr hell und groß, die Spiralstruktur in Form eines langezogenen "S" wird angedeutet.

    Zwischenzeitlich wurde dann mal die Klassikergalaxie M51 eingestellt, auch um die Himmelsqualität in Zenitnähe zu bewerten. Bereits bei 100x sind die Spiralarme schön zu erkennen, besser bei 164x, mit stärker abgedunkeltem Hintergrund. Allerdings auch in diesem Fall wurde die Galaxie am gleichen Standort schon besser wahrgenommen, ein Zeichen für einen leicht aufgehellten Himmel durch Luftfeuchtigkeit und dem damit verbundenen Streulicht.

    Dies zeigte sich auch bei der langen Spindel NGC 4565 in der Coma, bei 100x sehr schön mit großer Exzentrizität und Staubband zu erkennen aber auch nicht so gut, wie schon mal gehabt in Laufenselden.

    Nach so vielen Galaxien wurden zur Abwechselung mal ein paar Kugelsternhaufen eingestellt, zunächst das Pärchen M53 und NGC 5303. M53 bereits bei 100x körnig mit etlichen Einzelsternen, besser bei 164x. Der Haufen ist im Vergleich mit den Klassikern M13 oder M3 viel kompakter, ohne auslaufende Sternketten. Der etwas abseits von M53 stehende Kugelsternhaufen NGC 5303 war lediglich als schwacher Nebelfleck wahrnehmbar, am Rande der Wahrnehmungsgrenze.

    Ebenfalls nicht so knackig wie sonst erschien der Kugelsternhaufen NGC 5466 im Sternbild Bootes. Hier wurde bei 100x zwar ein relativ großer Nebelfleck sichtbar, der aber kaum Einzelsterne gezeigt hat. Bei bester Durchsicht zeigt dieser Kugelsternhaufen normalerweise zwar schwache aber dafür viele Einzelsterne in lockerer Konzentration.

    Ganz anders M3, der Kugelsternhaufen wirkt schon bei 100x auch unter den nicht optimalen Bedingungen hell, groß, mit vielen Einzelsternen, einige davon überdurchschnittlich hell und einem etwas dichteren Zentrum. Besser ist der Anblick bei 164x, weil der Hintergrund dunkler wirkt und die Sterne besser zur Geltung kommen.

    Danach wurde die interessante Galaxiengruppe um M81 und M82 ins Visier genommen. M81 zeigte sich bei 100x bereist sehr groß, elliptisch, mit einem hellen Kern und einem schwächeren Halo, ohne jedoch dass einzelnen Spiralarme sichtbar gewesen wären. M82 etwas östlich davon zeigte die typische, längliche Zigarrenform mit den eingebetteten Dunkelstrukturen im Zentrum. Schwenkt man mit dem Teleskop etwas um dieses Pärchen herum, fallen sofort noch zwei andere Galaxien auf, die mit den erstgenannten in gravitativer Wechselwirkung stehen. Etwas südwestlich von M81 die fast runde Galaxie NGC 3077 mit einem etwas helleren Kern, umgeben von einem Halo. Nordwestlich von M81 steht dann NGC 2976, eine relativ große Ellipse mit gleichmäßiger Flächenhelligkeit ohne Kern, bei der schwache Vordergrundsterne im Bereich der Scheibe sichtbar sind. Etwas östlich davon findet sich dann das Galaxienpärchen NGC 2959 und NGC 2961, die beide nicht zu der Gruppe um M81 gehören, sondern im Hintergrund bei etwa 200 Mio. Lichtjahren Entfernung stehen. Beide Galaxien waren am Rande der Wahrnehmung, NGC 2959 größer und rund, während NGC 2961 länglich und kleiner als NGC 2959 erschien.

    Dann musste unbedingt M13 beobachtet werden, der mittlerweile schon hoch im Südosten aufgestiegen war. Der Kugelsternhaufen ist wohl der schönste seiner Art am nördlichen Firmament und zeigte sich an diesem Abend bei 164x schön aufgelöst mit vielen auslaufenden Sternketten und einem Zentrum nicht so dicht, wie bei M3. Die Dunkelstruktur des "Mercedessterns" war bei indirektem sehen zu erkennen, die kleine Hintergrundgalaxie NGC 6207 westlich von M13 leicht zu sehen.

    Weiter ging es zum Kugelsternhaufen M5, nach M13 wohl der zweitschönste Kugelsternhaufen am nördlichen Firmament, leider oft übersehen, da er in einer relativ sternarmen Gegend des Sternbilds Schlange steht. Bei 100x wird schon seine Größe und Kompaktheit deutlich, er scheint viel mehr Sterne als M13 zu enthalten, dichter gedrängt, mit kompaktem Zentrum und sehr kugelsymmetrisch. Noch besser bei 164x. Etwa 2° südlich steht der sehr schwache Kugelsternhaufen Palomar 5, dessen Position mittels der Sternkarten der App "Astromist" eindeutig bestimmt werden konnte, allerdings war keine Nebelstruktur sondern nur ein paar sehr schwache Sterne erkennbar, deren Zugehörigkeit zu Palomar 5 ungewiss ist. Dieses Objekt muss ich mir noch mal bei dunklerem Himmel mit größerer Öffnung vornehmen.

    Zum Abschluss knöpfte ich mir nochmal Makarians Galaxienkette im Virgo-Galaxienhaufen vor. Als Einstieg diente wie immer das "Magic T" östlich des Löwen, eine Sternformation, die dem griechischen Buchstaben Tau ähnelt. An dessen Westflanke sticht bei 42x sofort die große und helle Galaxie M99 (Coma Pinwheel Galaxy) ins Auge, rundlich mit diffusem Kern. Von dort etwas südwestlich erscheint dann die Galaxie in Kantenlage NGC 4216 (Silver Streak Galaxy). Von dort aus etwas weiter nach Süden findet man dann den Einstieg in Makarians Galaxienkette, am Anfang mit den beiden großen elliptischen Galaxien M84 und M86, dann in östlicher Richtung NGC 4435 und NGC 4438 (The Eyes), ein Galaxienpaar jeweils in Kantenlage, die wie ein Augenpaar aussehen, gefolgt von NGC 4458, NGC 4473 und NGC 4477. Diese Galaxienkette passt bei 42x gerade eben komplett in das Gesichtsfeld des 31mm Nagler Okulars und wirkt dadurch sehr eindrucksvoll, weil der Kettencharakter dadurch sehr deutlich wird.

    Im Anschluß daran habe abgebaut, weil ich am nächsten Morgen wieder zur Arbeit musste, es war bereits 1:15. Auch Hans-Dieter entschloss sich abzubauen, da er durch seine Gartenarbeit an diesem Tage doch sehr ermüdet war. Die Rückfahrt dauerte etwas länger, da in dieser warmen Aprilnacht sehr viele Rehe unterwegs waren, die mich zu langsamer Fahrt angehalten haben. Schön wars mal wieder und hoffentlich diesen Sommer hoffentlich öfter, als in den letzten Jahren!?

    Clear Skies
    Thomas

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