bericht100913

Zwei Nächte im Hochschwarzwald

    Mainz, 13.09.10

    Datum: 10.-11.09.10 Ort: Eduardshöhe im Breisgau (ca. 890 m ü. NN)

    und

    Datum: 11.-12.09.10 Ort: Wald an der Kalten Herberge Nähe Furtwangen

    Nach vier Wochen bin ich endlich mal wieder in Freiburg und die Wetterprognose für das Wochenende sieht extrem gut aus. Ideale Voraussetzungen, für ein paar Deep-Sky Nächte, zumal auch noch Neumond ist. Als Instrument hatte ich den 4" Doppelrefraktor von APM im Gepäck (Okulare, jeweils doppelt: 24mm Panoptic --> 21x, 12 mm Pentax XF --> 42x, 7 mm Nagler --> 71x, 4,8 mm Nagler --> 104x), ich konnte mich einfach nicht aufraffen meinen 16-Zöller mitzuschleppen, auch weil ich hoffte, dass Reiner mit seinem 22-Zöller bei einer der Nächte dabei sein würde. Dies klappte leider in der Nacht von Freitag auf Samstag nicht, weil Reiner meine Mail zu spät gelesen hatte. So entschied ich mich auf die Eduardshöhe zu fahren, nicht ganz so hoch, wie der Schauinsland (1300 m) aber immerhin auch noch auf knapp 900 m, dafür aber schneller zu erreichen!
    Nach halbstündiger Serpentinenfahrt durchs Katzental habe ich den Beobachtungsplatz erreicht und durfte mich eines fantastischen Sternenhimmels erfreuen, lediglich nach Norden hin etwas eingetrübt durch das Lichtermeer von Freiburg, das an dieser Stelle nicht durch einen Berg abgeschirmt wird aber dennoch einen schönen Anblick bot. Ich kam leider erst gegen 22:30 dort oben an, so dass ich den Schattendurchgang des Jupitermondes Io auf der Jupiterscheibe leider nicht mehr erleben konnte, dennoch bot Jupiter im 4"-Bino bei 104x Vergrößerung einen schönen Anblick mit dem großen, roten Fleck nahezu im Zentralmeridian und einigen Details in den Wolkenbändern. Dabei ist die richtige Zentrierung der Okulare von großer Wichtigkeit, ansonsten gibt es Doppelbilder. Ich werde dazu bei Zeiten noch einen Testbericht für das APM-Bino verfassen.
    Derweil sich meine Augen nach der Jupiterbeobachtung erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen müssen, lasse ich meinen Blick ins Tal über Freiburg schweifen, mein Kopf ist voller Gedanken, ich bin unruhig. Nach 15 Minuten versuche ich mich dann an den ersten Deep-Sky Objekten der Nacht.
    Der Schütze steht noch fast komplett über dem Südhorizont und ich grase dort erstmal das Zentrum der Milchstrasse ab: die Sternenwolke M24 wunderschön, die Wasserstoffnebel M17 (Omega- oder Schwanennebel), der Adlernebel M16, eingebettet in einen offenen Sternhaufen, der Trifidnebel, ohne Filter nur schwach sichtbar und noch weiter südlich der Lagunennebel M8, viele offene Sternhaufen dazwischen. Bei 71x und mit UHC Filter kommen in den größeren Gasnebeln dann sehr schöne Strukturen heraus. Im Süden steht der Schwan schon fast im Zenit, also peile ich zunächst einmal den Supernova-Überrest des Cirrus-Komplexes an, bereits ohne Filter alle drei Teile zu erkennen, Pickerings Whisp und der Westteil aber schwierig. Mit OIII Filter dann aber eindeutig mit vielen Details sichtbar. Ein Schwenk in den Zenit führt mich zum Nordamerikanebel, der mit OIII Filter sehr deutlich heraus sticht und komplett im Gesichtsfeld steht. Aber auch ohne Filter ist der Nebel sehr ansehnlich, begleitet von einem funkelnden Meer aus Sternen im oberen Teil, wie ein Teppich aus Diamantenstaub.
    Danach habe ich erst mal ein paar Standardobjekte eingestellt, auch um einmal die Himmelsqualität zu prüfen. M51 nicht besonders eindrucksvoll, das Galaxienpaar versinkt im tief stehenden Ursa Major und aufgehellten NW-Himmel. Der Andromedanebel (M31) etwas höher am NO-Himmel sieht da schon etwas eindrucksvoller aus, obwohl die Staubbänder an der Nordseite nicht eindeutig wahrnehmbar sind, lediglich eine etwas schärfer abgegrenzte Kante. M33 erscheint strukturlos, wenn auch deutlich sichtbar.
    Also widme ich mich wieder mehr den südlichen Gefielden, der Wassermann steht hoch im Süden, eine Einladung, den Helix-Nebel zu versuchen. Nach etwas längerer Suche (einige Sterne werden durch den Bergrücken verdeckt) finde ich ihn, groß aber schwach ohne Filter. Am besten erscheint er im UHC-Filter, die Ringstruktur wird sofort deutlich. Die Sculptor-Galaxie bleibt unbeobachtbar, zu tief im Süden. Danach wieder ein Standardobjekt, M13 bei 104x, viele Einzelsterne sind sichtbar, obwohl der Eindruck im Vergleich zur Beobachtung in einem großen Instrument eher bescheiden ist. Die Sternketten kommen aber gut rüber, die dem Haufen etwas spinnenartiges verleihen. Ich schwenke in den Perseus zum Doppelhaufen h+chi , ein wunderbarer Anblick, ein Haufen zeigt im Zentrum eine Y-artige Sternformation, der andere eine Formation schwacher Sterne, die an das Sternbild "Nördliche Krone" erinnern, unter einem helleren Stern. Allein hierfür hat sich die Anschaffung eines zweiten 24mm Panoptic Okulars schon gelohnt.
    Es ist bereits nach 1Uhr, ich werde müde, doch ich habe nochmals Jupiter aufs Korn genommen. Ganymed näherte sich von Osten her der Jupiterscheibe, ein Schattendurchgang seines Schattens vor der Jupiterscheibe stand kurz bevor. Doch ich halte es vor Müdigkeit nicht mehr aus und baue ab. Kurz vor 2 Uhr trat ich die Rückfahrt an, diesmal über die Luisenhöhe, was wesentlich schneller ging als die Serpentinengurkerei über das Katzental. Ich tat gut daran, denn die nächste Nacht sollte ebenfalls wieder klar werden und schlafen muss schließlich auch irgendwann sein!

    Am nächsten Abend ging es dann auf Vorschlag von Reiner in die Nähe der "Kalten Herberge" kurz vor Furtwangen. Ein Platz, den ich noch nicht kannte, der aber laut Reiner wesentlich dunkler sein sollte, als auf dem Schauinsland. Gegen 22 Uhr traf ich nach 45 minütiger Fahrt am Beobachtungsort ein. Dort hatten sich neben Reiner mit seinem 22-Zöller bereits zwei andere Sternfreunde eingefunden, Lothar mit seinem 12-Zoll Selbstbaudobson und Andreas mit einem paralaktisch montierten 10-Zöller. Später gesellte sich noch Melanie hinzu, die ohne Instrument anrückte aber dafür die Runde mit etlichen flotten Sprüchen überzog. Ich darf mal zitieren "Männer schweigen sich ja immer so an!", Nee was war es doch schön ruhig, vorher ;-)
    Reiner war wie immer auf der Jagd nach extrem schwachen Planetaries, die ich mit meinem 4" Bino natürlich nicht wahrnehmen konnte. Bei Jones 1 habe ich es mal probiert aber ohne Chance! In Reiners 22-Zoller dagegen ein schöner Ring mit Struktur. Da habe ich mich mit dem Bino lieber auf Standardkerzen spezialisiert, z.B. den Hantelnebel M27, der bereits ohne Filter sehr schön mit "Ohren" wahrnehmbar war. In M15 habe ich bei 104x versucht Einzelsterne wahrzunehmen, was aber sehr schwierig war, der Haufen ist im Vergleich zu M13 viel dichter. Reiner schlug Lothar vor Pease 1, einen planetarischen Nebel im Kugelsternhaufen M15 aufzusuchen. Dieser ist jedoch sehr schwer mit 12" und Lothar gab dann irgendwann auf. Reiner hat ihn mit 14" Öffnung schon mal geknackt.
    Der Himmel erwies sich zu Beginn der Nacht als ausgesprochen gut, M51 und M101 erscheinen in meinem 4" Bino sehr deutlich, wenn auch aufgrund der kleinen Öffnung nicht übermäßig stark strukturiert. Leider zogen im Laufe der Nacht etliche Zirren auf, welche die Deep-Sky Beobachtung oft störten. Dennoch waren in Wolkenlücken immer wieder schöne Beobachtungen möglich. Der Zirrus-Komplex heute ohne Filter auch schon sehr deutlich sichtbar, fantastisch detailiert jedoch in Reiners 22" Dobson mit OIII-Filter! Der Nordamerikanebel kommt im 4" Bino ebenfalls besser rüber, als auf der Eduardshöhe. Reiner hat derweil den Blue Snowball, einen planetarischen Nebel in der Andromeda, eingestellt, sehr schön mit sich überlagernden Ringen. Den hatte ich auf dem 3. HUTT in Rolands 24er aber schöner gesehen. Anschließend stellte Reiner noch den Katzenaugennebel, ebenfalls ein Planetary, im Drachen ein. Hier weniger Details aber deutlich abgeflachter als der Vorgänger. Ich stelle danach wieder ein paar Standardobjekte ein , der Andromedanebel sehr schön anzuschauen mit einer scharf abgegrenzten Kante nach Norden, das erste Staubband, sowie beide Begleitgalaxien schön sichtbar. M33 unterhalb im Dreieck ist ebenfalls sehr schön sichtbar aber nur leicht gemottelt bei 21x. Ich fange an ein paar Doppelsterne einzustellen, Albireo bei 21x schön anzusehen, ein orangefarbener Hauptstern begleitet von einem stahlblauen, kleinen Begleiter, Epsilon Lyrae bei 104x wiederum sauber getrennt, dann noch Gamma Andromedae bei 104x ebenfalls locker und sauber getrennt. Danach beobachte ich offene Sternhaufen, h+chi im Perseus und dann die offenen Haufen im Fuhrmann M36, M37 und M38, der südlichste von ihnen mit sehr feinen, dichtgedrängten Sternen.
    Da die Zirren mittlerweile zugenommen hatten, fingen wir an Jupiter zu beobachten. Der große rote Fleck sollte laut Calsky gegen 2 Uhr auf der Ostseite erescheinen, doch zunächst war er nicht auszumachen, sehr wohl aber zwei Bars im NEB sowie eine helle Einbuchtung von Norden her, die Reiner im 22er als kleinen Wirbel identifizieren konnte. Die gleichen Strukturen waren auch im Online-Bild auf AndreasīMonitor zu erkennen, der mit Webcam Fotografie begonnen hatte. Danach wurde Uranus aufgesucht und von Reiner auch schnell gefunden. Im 22er eine blaßgrüne Scheibe, im 4" Bino ein leicht grünlicher Stern bei schwacher Vergrößerung. Reiner konnte später blickweise noch einige Uranus Monde wahrnehmen. Dann endlich kam der große rote Fleck am Rand der Jupiterscheibe hervor, in Reiners 22er eindeutig wahrnehmbar, im 4" Bino noch nicht.
    Da die Zeit schon stark vorangeschritten war und die Zirren zugenommen hatten, beschloss ich die Heimreise anzutreten, immerhin über 40 km durch den Schwarzwald. Eine anstrengende Fahrt, die wegen meiner Müdigkeit viel Konzentration erforderte. Um 3:30 gings dann ins wohlverdiente Bettchen, zum Aussschlafen am Sonntag.


    Clear Skies
    Thomas

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