bericht090728

Deep Sky Gruppenspechteln im Hochsommer

    Laufenselden, 28.07.09

    Die letzte Beobachtungsnacht lag nun schon fast wieder 2 Wochen zurück und die Lust auf ein paar Deep Sky Objekte unter dunklem Himmel nach einer Periode vergleichsweise schlechten Wetters schon wieder stark zugenommen hatte, kam das kleine Zwischenhoch 6 Tage nach Neumond gerade recht. Die Prognose für die Nacht war ausgezeichnet und so sollte nach der Enttäuschung vom vorangegangenen Wochenende, wo wir trotz guter Prognose unter wolkenverhangenem Himmel weilten, die letzte Gelegenheit unter mondlosem Himmel im Juli zu beobachten, genutzt werden.

    Der Mond sollte gegen 23:30 untergehen und so entschied ich mich, trotz der Kürze der Sommernächte, meinen 16-Zöller ins Feld zu führen, zumal ich den neu montierten Filterschieber einmal austesten wollte. So war ich dann auch schon zeitig am Beobachtungsplatz, um gemütlich und im Hellen (vorteilhaft bei der Justage) meinen Dobson aufzubauen. Seit langem war ich mal wieder der Erste am Beobachtungsplatz. Die Fußballer des lokalen Vereins waren gerade im Abmarsch begriffen und so begann ich ungestört mit dem Aufbau. Andreas wollte sich später noch dazugesellen und auch Helmut, ein neuer Beobachter, der auf dem letzten Astrostammtisch Rhein/Main/Taunus zu uns gefunden hat. Während des Aufbaus kündigte sich auch noch Armin an, der Katrin mitnehmen wollte.

    Nach dem Aufbau meines Dobsons gesellte sich Andreas zu mir, mit seinem paralaktisch montierten 8-Zöller und wir konnten erstmal ein Schwätzchen halten, solange es noch hell war. Dann tauchte unerwarteterweise plötzlich Benny auf, der trotz eines wichtigen Termins am nächsten Tag, die für sehr gut prognostizierte Nacht nicht ungenutzt verstreichen lassen konnte. Er trat mit seinem 12-Zöller an und kündigte auch noch Jan an. Es versprach also eine gemütliche Runde zu werden!

    In der Dämmerung wurde so zunächst einmal mit verschiedenen Ferngläsern am fast schon halben Mond rumexperimentiert. Andreas hatte sein 15x50 Canon IS dabei, welches ich zum ersten Mal ausprobieren konnte. Fantastisch, ein großes Gesichtsfeld, mit 15x schon sehr viele Details zeigend und auf Knopfdruck eine Bildruhe, wie bei einem Fernglas auf einem Stativ. Wirklich beeindruckend! Mein kleines Leica 7x42 dagegen, welches ich vor kurzem gebraucht erstehen konnte, lässt sich noch sehr gut freihändig halten und bildet extrem scharf ab, zeigt aber wegen der geringeren Vergrößerung auch nicht so viele Details auf der Mondoberfläche. Jans 20x80 Triplet von TS auf einem Stativ wusste auch zu überzeugen, sehr gute Abbildung, am Rand etwas nachlassend und kein Tunnelblick mit etwa 55° SGF.

    Nachdem der Mond untergegangen war, hob sich schon die Milchstrasse deutlich am Firmament hervor, die letzten Zirren waren verschwunden und es versprach eine gute Nacht zu werden. Wir begannen also die ersten Objekte einzustellen. Zunächst der Nordamerikanebel, im 16er mit 31er Nagler nicht mehr komplett ins Feld zu bringen, ohne Filter schwach, weil noch nicht 100%ig dunkel, mit UHC besser, am besten mit Baader-OIII, knackig. Hier macht der neue Filterschieber schon unglaublich Spaß, klick UHC, klick OIII, klick oder doch mal H-Beta?! Weiter gings zum Cirrus-Komplex, schön die "Knochenhand" und auch der "Sturmvogel", mit vielen Filamenten und Wirbeln. Auch "Pickerings Wisp" war klar und eindeutig auszumachen.

    Da der Schütze sehr schön am Ende der Sommermilchstrasse stand, wollte ich ein paar Objekte dort abgrasen, bin aber zunächst an M8 und M20 gescheitert, da mein Dobson nicht so weit nach unten durchschwenkbar ist. Sollte vielleicht doch mal über neue Höhenräder nachdenken?! Dann aber zu M17, dem Omega- oder Schwanennebel geschwenkt, sehr schön marmoriert mit UHC, weit ausladende Wolkenarme, faszinierend. Darüber M16, eingebettet in einen Sternhaufen, ohne Filter nicht besonders auffällig, hier macht sich der aufgehellte Himmel des Rhein-Main-Gebietes schon negativ bemerkbar, mit UHC und OIII aber deutlich abgehoben von den Haufensternen. Dann schlug Armin vor sich M22 anzuschauen, einen großen Kugelsternhaufen mit sehr vielen Einzelsternen, bei 138x im 13mm Ethos voll aufgelöst. Mehr Vergrößerung ging aber an dem Abend nicht, da das Seeing nicht besonders gut war. Zum Schluss habe ich den Schützen noch mit dem 7x42 Leica abgegrast, unglaublich viele Sternenwolken und -haufen, teilweise aufgelöst in Einzelsterne, wie z.B. die Sternwolke M24 und auch M8, der Lagunennebel und M20, der Trifidnebel schön sichtbar. Letzteren haben wir später dann noch in Benny´s 12er angeschaut, schön mit Dreiteilung.

    Vom Schützen aus hangelte ich mich nach oben vor in den Adler, dort lieferte der offene Sternhaufen M11 einen prächtigen Anblick. Das erste mal ist mir dabei die Bedeutung des Namens "Wildentenhaufen" bewusst geworden, er sieht aus, wie ein in Formation fliegender Schwarm von Vögeln! Weiter oben im Adler haben Benny und ich uns dann noch mal den planetarischen Nebel NGC 6781 vorgenommen und ihm ein paar Details entlockt. Die relativ große Scheibe wirkt auf einer Seite etwas heller und in der Mitte leicht abgedunkelt (s. Zeichnung ). Sein Nachbar NGC6804, ebenfalls ein planetarischer Nebel ist dagegen viel kleiner und erscheint ohne Struktur (138x). Zum Vergleich habe ich dann mal auf den berühmtesten aller planetarischen Nebel gehalten, den Ringnebel M57. Schön waren Helligkeitsabstufungen in seinem Ring erkennbar und auch die Aufhellung im Zentralbereich (am besten ohne Filter!). Der Zentralstern blieb aber auch bei 250x verborgen, obwohl in der direkten Nachbarschaft des Ringnebels mehrere schwache Sterne sichtbar waren. So angeregt von den planetarischen Nebeln konnte ich mir dann einen Schwenk zu M27, dem "Hantelnebel" nicht verkneifen. Auch wieder ein schönes Testobjekt für den Filterschieber. Schön sieht man die unterschiedlich starke Betonung der "Ohren" im Vergleich zur "Hantel", mit OIII besonders stark ausgeprägt. Am besten gefällt er mir mit UHC-Filter. Ein kurzer Schwenk hoch in den Schwan lieferte einen atemberaubenden Blick auf NGC 6888, den Crescent-Nebel. Am besten mit OIII-Filter zu sehen, obwohl der Anblick im UHC mit etwas mehr Sternen drum herum eigentlich schöner ist. Deutlich ist eine ovaler, flächiger Nebel zu sehen, der an einer Seite heller ausgeprägt ist, wie ein halbkreisförmiger Rand. Der Rand selber ist im Norden auch noch stärker ausgeprägt als im Süden. Leider nimmt man sich bei Gruppenbeobachtungen immer viel zu wenig Zeit zum Zeichnen. Crescent steht aber definitiv auf meiner Liste für eine der nächsten Sitzungen.

    Nach soviel planetarischen Nebeln mussten jetzt mal ein paar andere Objekte herhalten. Da die Cassiopeia im Osten schon recht hoch aufgestiegen war, peilten wir dort zunächst den Pacman-Nebel an, den ich dank Benny´s tatkräftiger Unterstützung auch ohne Sternkarte auffinden konnte. Im 7x42 Fernglas war der Nebel nicht sichtbar, eventuell bereits ein Anzeichen aufziehenden Dunstes, der im Laufe der Nacht stetig zugenommen hat. Im 16er mit 31er Nagler und UHC dann aber kein Problem, eine deutliche Einkerbung in der rundlichen Nebelmasse ist sichtbar, ansonsten aber keine weiteren Details. Ein kurzer Schwenk hinauf zum rechten, äußeren Stern des "W" zeigt etwas daneben den offenen Sternhaufen NGC7789, mit sehr vielen aber schwachen Einzelsternen. Ein toller Anblick! Im 7x42 Glas ist der Haufen als schwache Nebelwolke sichtbar, ohne aufgelöste Einzelsterne.

    Angeregt von Benny nahmen wir dann einmal den Kugelsternhaufen M15 im Pegasus aufs Korn. Innerhalb dieses Haufens befindet sich ein planetarischer Nebel Pease 1, der sich aber aufgrund fehlender Aufsuchkarten und schlechten Seenigs an diesem Abend nicht ausmachen lies. Ansonsten ist der Haufen aber bei 138x im 13er Ethos bereits schön aufgelöst. Höhere Vergrößerungen (250x mit 7er Nagler) liessen aber die Sterne aufgrund des schlechten Seeings verschmieren.

    Daraufhin beschloss ich einmal M76 aufs Korn zu nehmen, der kleine "Hantelnebel" im Grenzgebiet zwischen Perseus und Andromeda. Ohne Filter als kleine "Erdnuss" wahrnehmbar mit UHC-Filter wird auf der nordöstlichen Seite ein hakenförmiger Bogen sichtbar, der sich von der einen Hälfte der "Erdnuss" zur anderen hinschwingt. Auf der gegenüberliegenden Seite, quasi punktgespiegelt ist ein ähnlicher aber viel schwächerer Bogen zu erahnen. Von dort aus wurde in den Cepheus geschwenkt, wo ich unbedingt einmal das nicht physikalisch zusammenhängende Pärchen NGC6939, ein offener Sternhaufen, und NGC6946 eine Hintegrudgalaxie, austesten. Diese hatte ich in der Türkei unter hervorragenden Himmelsbedingungen schon einmal im 70mm Ranger-Refraktor als sehr beeindruckend wahrgenommen. Der offene Sternhaufen erscheint im 16er dann auch sehr imposant, mit vielen schwachen Einzelsternen recht hoher Dichte. Die Galaxie blieb aber blass ohne Struktur, hier zeigt sich wieder einmal, dass ein wirklich guter Himmel durch nichts zu ersetzen ist!

    Da Jupiter mittlerweile schon recht hoch über den Horizont empor geklettert war, geriet ich in Versuchung einen Blick auf ihn zu werfen, in der Hoffnung eventuell die kürzlich entdeckte Impaktstelle in Form eines dunklen Flecks auf der Nordhemisphäre zu erspähen. Leider war das Seeing nicht besonders toll und somit kaum Einzelheiten auf der Jupiteroberfläche auszumachen, Auge umsonst verblendet, schade.

    Da ich nun schon im Steinbock verweilte, lag es nahe einen Blick auf den Saturnnebel zu werfen. Nach kurzem Check auf Jans Karte im Deep Sky Reiseatlas, war dieser dann auch schnell gefunden und fiel sofort durch seine hervorstechend grüne Farbe im 31er Nagler auf. Bei höherer Vergrößerung von 138x waren ansatzweise die Ansen sichtbar, die ihm eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Planeten Saturn verleihen. Bei 250x Vergrößerung konnte aber keine Verbesserung der Wahrnehmung erzielt werden, der Nebel wurde durch das schlechte Seeing nur verschmiert. Angeregt durch diesen Erfolg wollte ich mich dann auch noch am Katzenaugennebel im Sternbild Drache versuchen. Auch dieser ward schnell gefunden und bestach ebenfalls durch eine auffallend grüne Farbe im 16er. Bei 138x im 13er Ethos war blickweise der Zentralstern sichtbar in einem leicht aufgehellten Zentrum mit einem auffallend helleren Rand. UHC und OIII Filtereinsatz brachten hier keine Verbesserung der Wahrnehmung, lediglich einen helleren Nebelkörper. Höher Vergrößern war, wie beim Saturnnebel, ebenfalls zwecklos.

    Zum Abschluss des Abends wollte ich dann doch noch ein paar Galaxien erspähen und habe mich zunächst an "Mirach´s Geist" versucht, der im 16er auch schnell direkt neben dem mittleren Stern in der Andromeda, Mirach, gefunden war, als kleiner runder Nebelfleck. Danach rübergeschwenkt zu NGC891, der Spindelgalaxie in der Andromeda. Ich habe sie dann auch direkt mit dem 13er Ethos bei 138x gefunden, sehr schwach mit dünnem Staubband angedeutet aber sehr schwierig wahrzunehmen. Auch hier zeigte sich sofort wieder, dass in Laufenselden kein La Palma oder Namibia Himmel vorliegt! Zu guter letzt habe ich mir dann noch M31, den Andromedanebel und M33 die Schwestergalaxie im Dreieck angeschaut. Allerdings waren auch hier nur wenig Details auszumachen, die beiden Nachbargalaxien der Andromeda-Galaxie sowie ein Staubband angedeutet aber keine Details in der Dreiecks-Galaxie.

    So ging dann schon zu fortgeschrittener Stunde im Osten der Plejaden-Haufen am Tor der Ekliptik auf, als erster Vorbote des Wintersternhimmels. Im "Goldenen Tor" der Ekliptik war bereits Mars sichtbar, der von Jan zunächst mit Aldebaran, dem roten Riesenstern im Sternbild des Stier, verwechselt wurde, weil die Bäume am Osthorizont einen Teil der Szenerie verdeckt hatten, nach erneutem Blick einige Minuten später dann aber eindeutig als Mars identifiziert wurde. So liessen wir dann, nachdem Benny uns schon vorzeitig verlassen hatte, den Abend bei einem gemütlichen Schwätzchen ausklingen, wohl wissend, dass es der letzte Beobachtungsabend in diesem Juli gewesen sein dürfte. Auf ein Neues im August!

    Clear Skies
    Thomas

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