Jahresausklang auf dem Schauinsland
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Freiburg, 28.12.08
Zum Jahresende von 2008 zeigte sich der Himmel für diese Jahreszeit völlig unüblich nochmal ganz
ohne Wolkenkleid, was naürlich ausgenutzt werden wollte. Der Tag liess sich schon mal gut an,
mit Skifahren unter Stahlblauem Himmel am Fusse des Feldbergs im Schwarzwald. Ich hoffte darauf,
dass meine Kräfte noch ausreichen würden, endlich einmal einen Beobachtungsabend auf dem
Schauinsland durchzuführen, was mir trotz regelmäßiger Aufenthalte in der Region seit einem Jahr
noch nicht vergönnt wurde. Armin hatte mich und die anderen Mitspechtler aus der Mainzer Gegend
am Abend noch angemailt, um in Laufenselden zu beobachten, also auch dort war es klar. Zu wissen, dass
die anderen auch nochmal rausfahren würden, hat mich zusätzlich noch etwas motiviert und so ging es
zeitig um 19:30 Uhr hoch auf den Berg. Mit dabei mein 8" Hofheim Dobson und mein 10x50 Dekarem.
Die Anfahrt ist etwas mühselig, 11 km Serpentinengurken bei langsamer Fahrt, um sich auf die 1300 m
hochzuschrauben. Die Mühe hat sich aber gelohnt, doch davon später mehr!
Oben angekommen zeigte sich der Parkplatz am Aufstieg zum Aussichtsturm gänzlich leer, also
wahrscheinlich keine anderen Beobachter vor Ort. Insgeheim hate ich gehofft, vielleicht doch
den einen oder anderen Hobby-Astronomen anzutreffen, zumal die Bedingungen sehr gut waren.
Naja, also meine Sachen geschnappt und etwas den Weg hoch zu einer Holz-Bank-Tisch-Gruppe
geschleppt, die ausgezeichnet dafür geeignet schien meinen Beobachtungskram darauf aufzubauen.
Aber erstmal den Himmel auf mich wirken lassen, wow, trotz noch nicht optimaler Dunkeladaption
gab der Himmel Anlass zur Hoffnung, die Wintermilchstrasse deutlich sichtbar, von Horizont zu
Horizont durch den Zenit laufend, und viele Sternhaufen bereits mit blossem Auge sichtbar.
Also erstmal das Fernglas ausgepackt, um etwas am Himmel herumzusurfen. Orionnebel prächtig,
die ofenen Sternhaufen im Fuhrmann toll, teilweise in Einzelsterne auflösbar, M35 fantastisch
mit vielen Einzelsternen, das liess hoffen auf mehr. Doch gerade als ich beginnen wollte meinen
Dobson aufzubauen, hörte ich Stimmen und sah den gigantischen Lichtkegel eines dieser
Monstertaschenlampen. Andere Sternfreunde auf dem Weg zu ihrem Beobachtungsplatz? Nein, nicht mit
solch einem Flutlicht! Habe mich erstmal ruhig verhalten und ein paar Jugendliche registriert,
die wohl eine Nachtwanderung gemacht haben. Kurz vor meinem Platz, aus der Gegenrichtung kommend,
wurden sie wohl durch eine Flatterbandabsperrung am Ankerlift der Schauinslandpiste davon
abgehalten weiterzugehen und drehten um. Glück gehabt und Dunkeladaption halbwegs gerettet!
Also flux den Hofheim-Dobby aufgebaut und auf dem Holztisch platziert. Der Platz hat eine kleine
Baumgruppe im Rücken, Richtung NW, so dass die letzten Schimmer von Freiburgs Lichtglocke gut
abgeschirmt werden, nach Süden relativ freie Sicht, allerdings ein paar Lampen vom Örtchen
Hofsgrund sichtbar, die aber nicht so sehr stören. Etwas störender sind da schon die Autos mit
Fernlicht, die ab und an im Kreuzungsbereich der Abzweigung nach Hofsgrund auftauchten. Je
später der Abend, desto seltener waren aber auch die Autos. Im SO eine niedrige Baumgruppe,
welche die unmittelbare Horizontsicht verwährt.
Aber nun zu den Beobachtungen. Zuerst habe ich den Blick auf den Orionnebel genossen, im 24 mm
Panoptic bereits groß, hell und mit vielen Details, insbesondere im Zentralbereich, der schön
marmoriert erschien sowie mit dem Trapez, deutlich in 4 Einzelsterne getrennt. Der UHC-Filter
betonte die Strukturen im Zentralbereich noch deutlicher und hob die Schwingen etwas besser hervor.
Der Knaller war aber der Anblick mit OIII-Filter, welcher die Schwingen besonders betonte, diese
nun deutlich einen geschlossenen Bogen formend!
Nachdem ich nun schon mal im Orion war, habe ich mich am Nebelkomplex um Zeta-Orionis herum
versucht. Der Flammennebel war sofort eindeutig erkennbar, mit zentralem Dunkelband, obwohl Zeta-
Orionis doch sehr störend wirkte. Danach wollte ich zumindest auch noch den Versuch wagen den
Pferdekopf-Nebel zu erhaschen. Also H-Beta-Filter reingeschraubt und Augen verdreht. Der
Wasserstoffnebel IC431 wird dadurch schwach wahrnehmbar aber von der Dunkelwolke B33 leider
keine Spur zu erkennen. Um hier eine Chance zu haben, hätte es wohl ein Beobachtungstuch überm
Kopf gebraucht, aber B33 ist halt auch grenzwertig mit 8 Zoll Öffnung.
Weiter zu Rigel, mir viel der schöne Anblick in meinem Ranger mit 70 mm Öffnung wieder ein, und
ich wollte ihn daraufhin auch mal im 8-Zöller anschauen. Im 7 mm Nagler leicht zu trennen, der
Begleiter von Rigel, im Abstand von 9,5", ist allerdings sehr schwach (Unterschied zur Hauptkomponente
fast 7 Größenklassen!), so dass man schon genau hinschauen muss. Schöner Anblick des leicht
grünlich erscheinenden Begleiters neben dem weißen, hellen Rigel. Die Beuungsspikes des Dobsons
wirkten leicht störend, der Begleiter steht unmittelbar neben einem der Spikes. Ein Versuch
Sirius zu trennen blieb erfolglos, obwohl das Seeing gar nicht so schlecht war, Sirius steht aber
doch zu weit südlich, so dass die atmosphärischen Wallungen doch immer noch zu stark sind.
Neben dem Orion stand bereits hoch am Himmel das Einhorn mit seiner recht unauffälligen Sternenkonstellation.
Dies lud zu einemSchwenk auf den Rosettennebel ein. Im 24 mm Panoptic mit OIII-Filter ein fantastischer
Anblick. Ein das Gesichtsfeld von 2° komplett ausfüllender Rauchring mit viel Struktur wird sichtbar,
dessen dunkles Zentrum vom offenen Sternhaufen NGC2244 ausgefüllt wird. Ein Anblick wie ein Diamanthaufen
in einer Schmuckdose, faszinierend.
Nicht weit vom Rosettennebel entfernt, am linken Fuße des Zwilling, steht der Weihnachtsbaum-Haufen,
ein lockerer Sternhaufen, dessen Sterne die Kontur eines Weihnachtsbaumes formen. Der hellste, leicht
rötlich-orange leuchtende Stern formt dabei den Fuss oder Stamm des Baumes. Schön anzusehen! Der
Weihnachtsbaum-Haufen diente dann auch als Aufsuchhilfe für Hubble´s Veränderlichen, einem
Reflexionsnebel, der sein Erscheinungsbild ständig ändert, hervorgerufen durch den Sternenwind
eines jungen, heißen Sterns, der die Hauptreihe noch nicht erreicht hat. Im 7 mm Nagler ist die
kometenartige Struktur des Nebels zu erkennen. Filter bringen keine Verbesserung, bei schwacher
Vergrößerung ist der Nebel leicht zu übersehen, da er nur eine geringe Ausdehnung besitzt.
Unterhalb des Einhorns im Sternbild Großer Hund ging es dann zu dem schönen Paar zweier offener
Sternhaufen M46 und M47. Im 24 mm Panoptic sind beide gerade noch gleichzeitig im Gesichtsfeld,
M47 mit den helleren Einzelsternen und der lockereren Anordnung der Sterne, M46 mit viel schwächeren
aber etwa gleichhellen Sternen, fast wie ein großer, runder Nebelfleck wirkend. Bei höherer
Vergrößerung (114x mit 7mm Nagler) wird in M46 der planetarische Nebel NGC2438 am Rande des
Haufens sichtbar. Immer wieder ein schöner Anblick!
Als am SO-Horizont der Kopf des Löwen sichtbar wurde viel mir die Galaxie NGC2903 wieder ein, die
ob der beiden berühmten Schwestern aus dem Messier-Katalog M65 und M66 oft vergessen wird. Im
7mm Nagler wird eine sehr großer etwas länglicher Nebel sichtbar, dessen Zentralregion etwas heller
ausgebildet ist. Ganz im Zentrum sitzt ein fast stellarer Kern. Ansonsten wird aber keine Struktur
sichtbar.
Nachdem mir nach nun etwa 2,5 Stunden Beobachtungszeit bei deutlichen Minusgraden die Kälte
langsam in die Knochen fuhr, habe ich mich entschlossen den Dobson schon mal abzubauen und mit
dem Feldstecher noch etwas herumzusurfen. Fantastisch die zahlreichen Sternhaufen in der Wintermilchstrasse,
sie ziehen sich regelrecht entlang des Milchstrassenbandes, von M38 über M36 und M37 im Fuhrmann
runter zu M35 im Zwilling und weiter über M50 zu M46 und M47 im Großen Hund. Das ganze lässt sich
auch in der anderen Richtung fortführen, zu den vielen Sternhaufen in der Cassiopeia! Auch sehr
schön im Feldstecher M44, die Krippe im Krebs, sowie M67 im Krebs. Mit einem kleinen Schwenk
in den großen Wagen zu dem im Feldstecher sehr engen Galaxienpaar M81 und M82 habe ich diese
Beobachtungsnacht dann ausklingen lassen, wohlwissend einen sehr guten Beobachtungsplatz vorgefunden
zu haben. Mit sicherheit auf ein Neues irgendwann!
Clear Skies
Thomas
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