bericht080504

Post-ITV Spechteln im Taunus

    Mainz, 04.05.08

    Da meine Teilnahme am ITV dieses Jahr leider ausfallen musste, da ich in Freiburg verweilte, wo am Schauinsland aufgrund von Zirren in der Atmosphäre leider auch keine Beobachtungen möglich waren, ging es am Abend des 04. Mai 2008, nachdem ich aus Freiburg zurück war, dann doch noch raus in den Taunus. Mit von der Partie waren Armin mit seinem 12"-Dobson, Benny mit seinem 8"-Dobson, Oliver, diesmal mit seinem 3"-Pentax und ich selbst, mit meinem 16"-Dobson.

    Der Beobachtungsort sollte diesmal nicht in Laufenselden sein, sondern in der Nähe auf einer Anhöhe, noch etwa 100 m höher gelegen, als der erstgenannte. Armin und Benny hatten ihn vorsorglich schon ausgekundschaftet, weil am Stammplatz in letzter Zeit die Fußballer des lokalen Vereins oft spät abends noch mit ihren Autos unterwegs waren. Der neue Platz liegt etwas oberhalb einer winzigen Ortschaft, dessen Lichter so gut wie gar nicht stören und bietet eine sehr gute Sicht von Osten über Süden nach Westen. Im Norden ist sie etwas eingeschränkt, was aber nicht störend ist. Auf jeden Fall eine gute Alternative zum Platz in Laufenselden.

    Nach längerer Beobachtungspause, bedingt durch die widrigen Wetterbedingungen der letzten Monate, wollte ich meinen Dobson mit den baulichen Veränderungen austesten. Dazu gehörten zum einen eine Versteifung der Höhenräder durch Querverstrebungen von der Querstange zu den jeweils zwei vorderen Gitterrohrstangen sowie ein Lüfter, saugend unter dem Hauptspiegel angebracht. Erstere erwiesen sich als äußerst gewinnbringend, während ich von dem Lüfter noch nicht sonderlich überzeugt bin, der kalte Ostwind hat da wohl deutlich effektiver gearbeitet! Ich denke ich werde den Lüfter in der Spiegelbox so einbauen, dass er direkt über den Hauptspiegel bläst, dies sollte effizienter sein. Leider hatte ich vergessen meine Quickfinderbasis zurückzumontieren, da ich sie am Wochenende bei meinem Hofheim-Dobson einsetzen wollte, so dass sich das Anpeilen der Objekte über den Hutrand etwas mühselig gestaltete, was sich eindeutig auf die Anzahl der an diesem Abend beobachteten Objekte auswirken sollte.

    Die Justage ging an diesem Abend etwas schleppend von statten. Ich hatte seit der letzten Beobachtung die Fangspiegelposition noch etwas nachkorrigiert, insbesondere musste ich den Okularauszug etwas verkippen (mit Unterlegblech), da offensichtlich das Fokussierbrett am Hut nicht ganz rechtwinklig angebracht war. Zuhause hatte ich alles sorgfältig geprüft und das Ergebnis war gut, sowohl mit Cheshire, Filmdose als auch mit barlowed Laser. An diesem Abend zeigte sich jedoch ein komischer Effekt, beim intrafokalen Stern zeigte sich beim reinfokussieren zunächst eine Koma, die aber beim stark intrafokalem Stern verschwand, da sah alles schön zentrisch aus. Der Effekt verschwand später, so dass ich vermute, dass es am stark aufgeheizten Spiegel gelegen hatte, der immerhin für 3 heiße Tage in meiner Wohnung lag (Dachgeschoss, tagsüber mindestens 40° !). Am Anfang der Session habe ich mal meine Hand kurz über die Oberfläche des Spiegels gehalten und gedacht, es handele sich um eine Herdplatte. Eine spätere Überprüfung mit Bennys Laser ergab die gleichen Resultate, wie mit meinem barlowed Laser und in der Filmdose und Armins Cheshire sah es auch OK aus. Wird Zeit, dass ich meinen Lüfter über den Spiegel blasend in die Rockerbox einbaue!

    Also konnte es nun endlich losgehen. Zu Beginn erstmal das noch einigermassen hoch stehende Leo-Triplett eingestellt. Im 31er Nagler (58x) alle drei Galaxien sofort deutlich sichtbar, M65 und M66 mit leichter Struktur. Im 16er Nagler bei 113x noch besser, aber nur noch M65 und M66 gemeinsam im Gesichtsfeld.

    Danach NGC4565, die Spindel in CVn angepeilt, am besten im 12er Nagler bei 150x mit deutlich sichtbarem Staubband im Zentrum der Spindel, leicht asymmetrisch zu einer Seite verschoben.

    Weiter zum Paar M97 (Eulennebel) und M108 im großen Bären. Im 31 Nagler beide gleichzeitig im Gesichtsfeld, M108 mit leichter Struktur. M97 im 9 mm Nager (200x) mit angedeuteten Augen, wie eine Prüfung im Karkoschka zweifelsfrei ergab. Am besten ohne Filter, mit UHC wird die Scheibe des PN deutlich heller und die Augen werden schlechter wahrnehmbar.

    M13 durfte natürlich nicht fehlen, immer wieder ein überragender Anblick in Teleskopen mit größerer Apertur. Bereits im 31er Nagler bis ins Zentrum mit Sternen übersäht, deutlicher im 12er Nagler bei 150x, mit nach aussen laufenden Sternketten und stark verdichtetem Zentrum. Armin hatte ihn zeitgleich in seinem 12"-Dobson bei 300x, da das Seeing offensichtlich ganz gut war an diesem Abend. Also kurzerhand das 7er Nagler reingestopft (257x), toller Anblick mit immer noch erhaltenem Haufencharakter. Die Anzahl der Sterne ist überwältigend hoch.

    Dann sollte als weiteres Standardobjekt M57, der Ringnebel in der Leier, die mittlerweile ganz ansehnlich über dem Osthorizont aufgestiegen war, eingestellt werden. Leider habe ich mich ganz schön verpeilt und bin dabei zufällig auf M56 gestoßen, einen kleinen, unauffälligen Kugelsternhaufen. Im 16"-Dobson konnte er aber dennoch ganz gut aufgelöst werden, Sterne bis ins Zentrum aber insgesamt nur wenig Sterne, bei gleichzeitig auch geringem Gesamtdurchmesser. Auch hier zeigten sich einige Sternketten, aus dem Zentrum herauslaufend, allerdings längst nicht so beeindruckend, wie beim großen Bruder M13.

    Nach etwas Sucherei gelang es dann doch noch M57 aufzufinden. Beim 16"-Dobson sind immer so viele Sterne im Übersichtsokular, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Im 7 mm Nagler (257x) ist eine schöner Ring mit zentraler Aufhellung sowie etwas Struktur im Ringbereich zu erkennen, der Zentralstern aber zunächst nicht, obwohl innerhalb des Rings noch zwei schwache Sterne sichtbar waren. Wir haben dann die Vergrößerung nochmals erhöht (3,5 mm Nagler, 514x) und Oliver war der Meinung den Zentralstern ab und zu aufblitzen zu sehen. Auch ich glaubte ihn kurz gesehen zu haben, konnte das aber nicht reproduzieren. Armin konnte ihn definitiv nicht erkennen.

    Weiter zu M104, der Sombrero-Galaxie in der Jungfrau, nach etwas Sucherei schließlich doch gefunden, war schon wieder im Untergang begriffen. Im 12 mm Nagler war schön das Staubband und eine Asymmetrie des Halos zu erkennen.

    Nach etwas Klönerei wurde schließlich bemerkt, dass die Sommermilchstrasse schon beachtlich hoch im Südosten aufgerückt war und wir versuchten uns am Nordamerika-Nebel. Zunächst im 16"-Dobson selbst mit 31 mm Nagler nicht zu überblicken. Schön aber die "Bucht von Mexiko" mit dem "Kleinen Orion" mit UHC Filter, auch der Pelikannebel war kein Problem. Ich versuchte dann einen Blick mit meinem Zeiss Dekarem 10x50 Feldstecher, hier war es schon schwieriger den Nebel auszumachen, da sehr viele Sterne in der Umgebung stehen (der Nodamerika-Nebel steht direkt in der Milchstrasse) und kein kontraststeigernder Filter genutzt werden konnte. Nach etwas Sucherei ging es dann aber doch. Armin und Oliver hatten ihn auch relativ schnell im Visier. Interessanterweise nutzt Oliver auch ein Zeiss Dekarem, allerdings etwas neuerer Bauart.

    Da es mittlerweile schon 2 Uhr nachts geworden war und der Wind unerwartet kalt blies (das Hoch war nach Osten abgezogen und wir waren an der Westflanke in einer starken, südöstlichen Brise), ich auch etwas "underdressed" war, beschloss ich abzubauen, bevor ich mir eine Erkältung zuziehe. Alles in allem mal wieder ein schöner Beobachtungsabend, nach Monaten der Schlechtwetterabstinenz.

    Clear Skies
    Thomas

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