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3. Hunsrücker Teleskoptreffen HUTT, August 2010

    Mainz, 15.08.10

    Ein Teleskoptreffen in meiner unmittelbaren Nähe, im Sommer und in einer Gegend die einen guten und dunklen Himmel verspricht, da konnte ich einfach nicht widerstehen und so war die Zusage meiner Teilnahme am 3. HUTT an den Organisator Nils schnell gemacht. Ich sollte es nicht bereuen! Die Wetterprognose kurz vor dem Treffen war sehr durchwachsen und so galt mein Blick in den Tagen davor oft den einschlägigen Wetterseiten im Internet. Freitag Mittag, kurz vor Dienstschluss, dann endlich die erhoffte Prognose: die Nacht von Freitag auf Samstag sollte nun doch klar werden, wie wahr, wie wahr! Doch dazu später mehr. In hoffnungsvoller Voraussicht hatte ich meinen Wagen am Morgen schon mit allem Wesentlichen beladen, so dass es am Nachmittag direkt in den Hunsrück nach Liebshausen ging.
Dort angekommen habe ich zunächst meine "Hundehütte" aufgebaut, an viel Schlaf wollte ich ja nicht denken, also völlig ausreichend für das zweitägige Abenteuer! Später gesellte sich noch Uli ein Sternfreund aus meinem Dunstkreis mit seinem 14-Zöller dazu, der aber nicht auf dem Platz übernachtete. So konnte ich den Nachmittag dann endlich einmal ausgiebig dazu nutzen, meinen 16-Zöller (hier unter Plane) mal richtig zu justieren. Dank an Andi, der mich vortrefflich mit Werkzeug versorgte, da ich meines in der morgentlichen Hektik natürlich mal wieder vergessen hatte! Einmal angefangen wurde das ganze Prozedere an Uli´s 14er auch gleich noch durchgeführt.
Neben mancher Teleskopfachsimpelei wurden auch diverse Bilder von Astrofreunden bestaunt, hier ein sehr schönes Bild des Andromedanebels mitsamt Begleigalaxien, welches die Besitzerin trotz hartnäckigen Bietens seitens Timm nicht verkaufen wollte.
Ein Blick über den Platz kurz vor Einbruch der Dunkelheit zeigte eine große Vielfalt an Instrumenten, wobei die Spiegelteleskope eindeutig in der Überzahl waren. Sehr viele Selbstbauten von 24 Zoll über 20 Zoll, 16 Zoll, 12 Zoll, 10 Zoll bis herunter zu 4 Zoll Öffnung war alles dabei. Darüber hinaus noch ein 18 Zoll Obsession Travel, ein 8" SC und ein paar kleinere Refraktoren, wie auch mein gepimpter Ranger, der aber nur tagsüber bei der Sonnenbeobachtung zum Einsatz kam.

Der "Platzhirsch" war diesmal der 24 Zoll Dobson von Roland, ein kompletter Selbstbau mit einem ultradünnen Spiegel in f/4 und als Low-Rider ausgelegt. Das Gesamtgewicht diese Teleskops beträgt nur etwa 30 kg! Kein Wunder also, dass diese Fernrohr viele bewundernde Blicke auf sich zog. Es sollte in der Nacht viel umlagert sein und hat dabei sehr imposante Bilder geliefert. Am eindrücklichsten sind mir dabei die Zentralregionen der Kugelsternhaufen M13 und M92 in Erinnerung gebliben aber auch der Zentralstern im Ringnebel der unter nicht ganz optimalen Himmelsbedingungen blickweise sichtbar wurde.
Hier verbeugt sich nicht der Meister vor sinem Teleskop, sondern fachsimpelt nur etwas mit Dietmar von den Rüsselsheimer Sternfreunden über seinen 20 Zoll Minimalist Dobson. Diese Teleskop von Timm hat mir persönlich am besten gefallen, eine super Optik von Roland, gepaart mit einer ausgeklügelten Leichtbauweise, die dennoch eine absolut sanfte und saubere Nachführung erlaubt und das alles mit nur etwa 20 kg Gesamtgewicht. Ein ideales Reiseteleskop mit gigantischer Öffnung.
Vom gleichen Erbauer auch das 12 Zoll Dobsonteleskop mit EQ-plattform von Dietmar, der uns während der Nacht immer mit Vorwarnungen von Iridiumflares versorgte. Dieses Teleskop hat ja schon eine lange Geschichte und einige Besitzer, verbunden mit etlichen Verbesserungen und Tuningmaßnahmen hinter sich, bevor es bei seinem jetzigen Eigentümer gelandet ist, der es gegen einen TEC-Apo eintauschte.
Ein kompletter Selbstbau, inklusive Spiegelschliff ist auch dieser solide 10 Zöller Dobson von Andi, der von seiner Art ein wenig an die stabilen Birkmaier-Dobsons erinnert. Das Dobson kann ebenfalls mit einer selbstgebauten EQ-Plattform versehen werden, die aber in der Beobachtungsnacht von Freitag auf samstag nicht zum Einsatz kam. Sehr wohl aber am nächsten Tag bei der Sonnenbeobachtung, und die Erstellung einer schönen Zeichnung einiger Fleckengruppen und Fackeln durch den Besitzer erlaubte.
Hier warten die Dobsons von Uli (14" vorn) und mir (16" hinten) auf die Beobachtungsnacht, welche ausgiebig genutzt werden sollte, zunächst am eigenen Scope und später dann auch noch an den richtig großen Dobsons von Roland und Timm.

    Die Beobachtungsnacht von Freitag auf Samstag begann mit einem leicht diesigen Sonnenuntergang, bedingt durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit der letzten Tage, die später auch die Wiese und die Teleskope recht nass werden liess. Zu Beginn war am Westhimmel eine interessante Konstellation von Mars, Venus und Saturn zu beobachten, die noch komplett in meinem 7x42 Fernglas zu bestaunen war. Unter den Teilnehmern auf der Wiese entbrannte ein regelrechter Wettbewerb darüber, welche Planeten man noch mit blossem Auge wahrnehmen könne. Im Laufe der fortschreitenden Dämmerung gelang dies dann auch mit allen 3 Komponenten. Dann ging es an die Teleskope und es wurde ausgiebig beobachtet, an einem klaren Himmel, ab und an von leichten Zirren durchzogen. Eim eindrücklichsten von den Beobachtungen am eigenen Teleskop in Erinnerung geblieben sind mir der Cirrus-Komplex mit extrem vielen Details im OIII, die Kombination aus offenem Sternhaufen NGC6939 und Galaxie NGC6946 im Cepheus (welche später auch im 24-Zöller beobachtet wurde) und M13 mit Binoansatz, was zu einer deutlichen Steigerung der Detailwahrnehmung führte. Hier werde ich demnächst weiter Versuche durchführen. Nach Mitternacht gesellte ich mich dann zu den großen Dobsons, an denen schon lange Schlangen gebildet wurden, um einmal den direkten Vergleich zu 16 Zoll zu erleben. So konnte ich einige sehr schöne Objekte in Rolands 24er bestaunen, den Blue Snowball mit deutlicher Struktur in der Scheibe, den Hantelnebel mit atemberaubend vielen Details bereits ohne Filter, den Zentralstern im Ringnebel, für mich aber nur blickweise, Stephans-Quintett im Pegasus, M13 und M92 mit unglaublich vielen Sternen bis ins Zentrum vollständig aufgelöst, NGC 891 mit Staubband obwohl die Bedingungen sicher nicht optimal waren an dem Abend, die Kombi NGC6939 und NGC6946, letztere mit zwei Spiralarmen nach Osten raus untereinander. Gegen 2 Uhr Nachts zogen dann von Westen her Wolken auf auf und die mesiten Beobachtungen wurden eingestellt. Müde habe ich mich in meine "Hundehütte" verkrochen aber am nächsten morgen erfahren, dass wohl die Wolken nochmals aufgerissen sind und einige noch bis 4 Uhr beobachtet haben. Der nächste Tag begrüsste die Teilnehmer dann mit viel Sonnenschein, was natürlich für Sonnenbeobachtung genutzt wurde aber auch für nette Fachsimpeleien im Schatten der Vorzelte. Nach einer Stärkung am Mittagsbuffet mit Spagetti Bolognese (Dank an Nils Papa der Koch gespielt hat) gings dann wieder heimwärts, da die Prognose für den Abend viele Wolken und Regen vorhersagte, was sich später leider auch bewahrheiten sollte. An dieser Stelle möchte ich vielen Dank an Nils sagen, der alles hervorragend organisiert hat! Falls nächstes Jahr das 4. HUTT stattfindet werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein.

    Clear Skies
    Thomas


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